Brexit: Chor der Warner
Zehn Tage vor der entscheidenden Abstimmung über einen Abschied Großbritanniens aus der EU formiert sich ein Chor von Warnern.
Am 23. Juni entscheidet Großbritannien, ob es aus der EU aussteigen will oder nicht. Während Umfragen die Gegner leicht in der Überzahl sehen, warnten am Wochenende Banker, Kirchenleute und europäische Politiker vor den Folgen eines Austritts.
Am drastischsten zeichnete der britische Premier David Cameron das Bild seines Landes ohne Anbindung an die Union. Cameron sprach am Sonntag von einem „verlorenen Jahrzehnt“, von einem „Jahrzehnt der Ungewissheit“und seiner Sorge, ein Austritt würde „Energie aus der Regierung und dem Land absaugen“.
In diese Kerbe schlug auch Ratspräsident Donald Tusk. Zwar sei es relativ einfach, alle vertraglichen Verbindungen zwischen Großbritannien und der EU zu kappen – das würde etwa zwei Jahre dauern. Die Neuverhandlung sämtlicher Lebensbereiche aber wäre eine riesige Aufgabe: „Das wird mindestens fünf Jahre in Anspruch nehmen und ich fürchte, ohne jede Erfolgsgarantie“, sagte Tusk. „Jedes einzelne der dann 27 EU-Mitgliedsländer sowie das Europäische Parlament müssen dem Gesamtergebnis zustimmen“, erläuterte der Ratspräsident.
Auf die Seite der Austrittsgegner schlugen sich jüngst auch 13 britische Nobelpreisträger, die um die Forschungsförderung aus Brüssel fürchten. Frankreichs Zentralbank-Präsident François Villeroy de Galhau sieht große wirtschaftliche Risiken auf Europa zukommen. Der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Felix Hufeld, sieht Schaden auf deutsche Banken zukommen. „Die größten Institute bekämen die größten Probleme“, sagte er. „Sie haben die meisten Handelsaktivitäten mit beziehungsweise in London.“Gegen den Austritt sprach sich auch der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, aus.