Wahlkampfauf dem Rücken der Toten
Der Terror von Orlando wird zum WahlkampfThema: Trump nutzt ihn, um Hillary Clinton und Barack Obama frontal anzugreifen.
Zarte Töne sind seine Sache nicht, das ist bekannt. Donald Trump hat seine Erfolge bei den Vorwahlen zu den Präsidentschaftswahlen schließlich seinen Brachialattacken gegen politische Gegner zu verdanken. Dass er mit seinen jüngsten Tiraden aber versucht, das Blutbad in Orlando für seine Zwecke zu nutzen, hat ihm nun neuerlich auch Kritik aus den eignen Reihen eingetragen. „Taktlos und geschmacklos“, lautet der Vorwurf.
Trump ritt einmal mehr heftige Attacken gegen seine Rivalin Hillary Clinton und Präsident Barack Obama, denen er einen zu laxen Umgang mit der Terrorgefahr vorwarf. „Ich habe gesagt, dass so was passieren wird, weil unsere Führungsfiguren schwach sind – und es wird nur noch schlimmer werden“, erklärte der Milliardär, der aller Wahrscheinlichkeit nach Präsidentschaftskandidat der Republikaner für die Wahl im November werden wird. „Ich werde alle Amerikaner beschützen und verteidigen“, behauptete er – und forderte sogar den Rücktritt Obamas.
Seine demokratische Rivalin Clinton zeigte sich in ihren ersten Reaktionen vorsichtiger als Trump. Die Ex-Außenministerin sprach der Homosexuellen-Gemeinde ihre Solidarität aus und forderte, die USA müssten ihre Anstrengungen im Kampf gegen den Terror daheim und im Ausland verdoppeln.
Als suche er weitere rhetorische Eskalationsstufen, forderte Trump neben einem Einreiseverbot für Muslime die Foltermethode des Waterboardings, also simulierten Ertränkens, von Terrorverdächtigen wieder einzuführen und die Familienangehörigen mutmaßlicher Terroristen ins Visier zu nehmen. Und er machte auch erneut die Flüchtlingspolitik zum Wahlkampfthema, obwohl der Attentäter gar kein Einwanderer war – er wurde als Sohn afghanischer Immigranten in New York geboren.
Trump warf Clinton vor, in den nächsten Jahren „viele Hunderttausende Menschen“aus Nahost ins Land lassen zu wollen und damit die Terrorgefahr zu steigern. Tatsächlich tritt die Ex-Außenministerin für die Aufnahme von syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen ein, will diese aber genau unter die Lupe nehmen. Sie hebt im Wahlkampf hervor, dass sie seinerzeit den Präsidenten zu der tödlichen Kommandoaktion gegen Al-Kaida-Chef Osama bin Laden gedrängt habe.
Nach dem Anschlag von Orlando verlangte Clinton auch erneut eine Verschärfung der Waffengesetze – schließlich konnte sich der Attentäter trotz seiner zeitweiligen Beobachtung durch die Polizei mit einem Sturmgewehr ausrüsten. Trump hat sich mit der mächtigen Waffenlobby NRA verbündet, die selbst die minimalsten Einschränkungen des Rechts auf Waffenbesitz ablehnt.