Rebellische Konditorstochter
Italiens Rockgöttin Gianna Nannini (60): Karriere ohne Süßstoff.
In der Pasticceria Nannini in Siena drängen sich Touristen wegen des deliziösen Mandelgebäcks. Gianna Nannini aber wollte als junge Frau nur weg von hier, diesem väterlich-strengen Hort der Süßwaren. Sie machte Karriere als Rockstar, Devise: ausbrechen, rebellieren, anders sein. Heute wird sie 60 Jahre alt.
Der Bruch mit dem Elternhaus wurde ausgerechnet durch die Zuckerbäckerei begünstigt. Nannini studierte Klavier am Konservatorium, schnitt sich aber in der Konditorei zwei Fingerkuppen ab. Da war sie 16 und die Solistenkarriere beendet, bevor sie überhaupt losgehen konnte.
Nannini brach das Konservatorium ab. Mit 19 zog sie in eine WG nach Mailand, driftete ins linksradikal-feministische Milieu ab. Sie schrieb Lieder, sang, tourte durch Nachtclubs. International machte sie erstmals 1979 mit dem Album „California“auf sich auf- bile“, 1990 lieferte sie mit „Un’estate italiana“den Titelsong für die Fußball-WM in Italien und ging kommerziellere Wege. Bis heute hat sie so Erfolg.
Mehr als ihre Musik polarisierte sie die italienische Öffentlichkeit mit ihrer Schwangerschaft im Alter von 54 Jahren. Der bald sechs Jahre alten Tochter Penelope schrieb sie in „Vanity Fair“einen öffentlichen Brief. Überhaupt hat sie wenig Hemmungen, über Privates Auskunft zu geben. In einem Interview bezeichnete sie sich als „polysexuell“und berichtete von ihren Abenteuern.
Wie es aber so ist, können auch rebellische Wesen ihre Herkunft nicht verleugnen: Jeden Morgen spielt Nannini 25 Minuten Beethoven auf dem Klavier. „Er war Rock ’n’ Roll, aber sie haben ihn unterdrückt“, sagte die Rockröhre einmal. Möglich, dass sie da auch über sich selbst sprach.