Der Blechtrommler der leisen Töne
David Bennent (49) debütiert im Salzburger „Jedermann“als Mammon.
Er ist die interessanteste Neubesetzung im Salzburger „Jedermann“. Wenn am Samstag auf dem Domplatz das Spiel vom Sterben des reichen Mannes beginnt, steht er als Mammon auf der Bühne, als fleischgewordene Unersättlichkeit des Materialisten: David Bennent, vor 37 Jahren als Blechtrommler Oskar Matzerath in Volker Schlöndorffs oscargekröntem Film zu Weltruhm gekommen.
Er ist eine exotische Wahl. Der Mammon ist üblicherweise ein aufgedunsener, lauter Popanz. Bennent ist körperlich zart, als Schauspieler leise, beherrscht. „Durch mich bekommt der Mammon eine andere Bedeutung: Ich bin klein, durchtrainiert und repräsentiere dadurch gerade nicht das äußerliche Zeichen des Reichtums und der Üppigkeit“, sagt er über die Rolle. Und dass er es „witzig“finde, dass ihm diese kam, hat seine Karriere nicht verhindert. Der Schweizer, der vier Sprachen spricht, war an der Comédie-Française engagiert und immer wieder bei Georges Tabori an der Burg. Zuletzt war er vor allem am Berliner Ensemble und am Renaissancetheater zu sehen. Kritiker feierten die Sternstunden, die er dem Theater bescherte, in Becketts „Endspiel“etwa. Seine Abende über Tschechow, über Heiner Müller und Hölderlin eröffneten verstörend neue Perspektiven auf Texte und Autoren.
Im „Jedermann“, so findet Bennent, sagt der Mammon „wunderschöne und zarte Sätze. Reichtum muss nicht immer vulgär und habgierig sein.“
Er selbst arbeite „so viel, dass ich leben kann“. Denn was im „Jedermann“zu lernen ist, das weiß er schon: „Der Mensch gehört dem Reichtum und nicht umgekehrt.“