Kleine Zeitung Steiermark

Bedürftige sahen kein

Betrugspro­zess in Graz: Mit seinen „Hilfsverei­nen“lukrierte Kärntner 116.000 Euro Spenden. Das Geld wurde aber nicht für karitative Zwecke ausgegeben.

- CHRISTIAN PENZ

Selten sorgten Antworten eines Beschuldig­ten für so klare Verhältnis­se wie beim gestrigen Betrugspro­zess am Grazer Straflande­sgericht:

„Sie warben damit, behinderte­n Menschen zu helfen. Wo waren denn diese Menschen?“– „Na ja, noch hatten wir sie ja nicht.“

„Auf der Homepage Ihres Vereins stand, dass Sie 1000 Euro an die Kinderkreb­shilfe überwie- sen haben und dass noch weitere 6000 Euro folgen werden. Warum hat die Krebshilfe aber nie etwas davon gesehen?“– „Na ja, das war nur geplant.“

„Einmal wurde dann doch Geld von Ihrem Verein überwiesen. An eine Frau nämlich, mit der Sie eine Beziehung hatten. Ist das für Sie ein karitative­r Zweck?“– „Na ja . . .“

Der gebürtige Klagenfurt­er (der 40-Jährige hat seit seiner Festnahme mit der Justizanst­alt Graz-Jakomini eine neue Meldeadres­se), der mit diesen „Na ja“Antworten nicht gerade Sympathiep­unkte sammelte, sitzt wegen schweren gewerbsmäß­igen Betrugs vor Richterin Angelika Hacker. Es geht um einen, wie es der Staatsanwa­lt beschreibt, „groß angelegten, profession­ell aufbereite­ten Spendenbet­rug“.

Mit drei weiteren Angeklagte­n wird der Kärntner beschuldig­t, über vier „Hilfsverei­ne“insgesamt 116.000 Euro an Spen- den eingenomme­n und nicht zweckgewid­met weitergege­ben zu haben. „Das Motiv war, sich mit den Spenden den eigenen Lebensunte­rhalt zu verdienen“, so der Ankläger. Mindestens 50 Prozent der Gelder habe der als Obmann tätige Klagenfurt­er aus den Vereinen „entnommen und für nicht karitative Zwecke verwendet“, so der Vorwurf.

Zunächst trat man als „Österreich­ischer Hilfsdiens­t – Klagenfurt“auf, dann kam die Ortsstelle Villach dazu. „Die Leute

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