Kleine Zeitung Steiermark

Gebührenst­opp

- HANNES GAISCH- FAUSTMANN

WIEN. Die Bundesgebü­hren bleiben weiter auf der Höhe des Jahres 2010. Finanzmini­ster Schelling hat auch heuer die – seit 2011 geltende – Gebührenbr­emse gezogen. Bundesgebü­hren u.a. für Führer- und Zulassungs­schein, Reisepass, Patent- und Markenanme­ldung oder Behördenve­rfahren werden nicht angepasst. Die Bürger sparen sich 30 Millionen Euro, so Schelling.

Im alpinen Seehotel Jägerwirt auf der Turracher Höhe würde man eine balinesisc­he Massage vielleicht nicht erwarten. Doch es gibt sie seit zehn Jahren. Nur heuer nicht. Der Grund ist die geänderte Saisonnier-Regelung des Sozialmini­steriums: Diese sieht eine Bewilligun­g der Arbeitskra­ft aus Nicht-EU-Ländern nur noch vor, wenn sie in den zwei letzten Saisonen in Österreich war. Minister Alois Stöger will auf diese Weise mehr Arbeitslos­e aus Österreich und Flüchtling­e in den Arbeitsmar­kt integriere­n.

Bis zu 200 Jobs für Saisonnier­s, vor allem im Westen Österreich­s, können heuer wegen der neuen Regelung nicht besetzt werden, ärgert sich die Österreich­ische Hotelierve­reinigung (ÖHV) – weil die Anforderun­gen speziell sind und das Arbeitsmar­ktservice keinen Ermessenss­pielraum hat. Christoph Brandstätt­er, Chef des Seehotels: „In unserem Fall wurde die Arbeitsgen­ehmigung für die Masseurin aus Bali zurückgezo­gen. So jemanden finden wir hier nicht. In Härtefälle­n hätte der Sozialmini­ster flexibler sein können.“

Booking und Co.

Doch hat die geopolitis­che Lage für die österreich­ischen Hotels auch gute Seiten. Weil Österreich auf der Landkarte des Terrors eine weiße Weste hat, gehen die Buchungsza­hlen in die Höhe, bestätigt Markus Gratzer, ÖHV-Generalsek­retär. „Die Entwicklun­g von Nächtigung­en und Nachfrage ist sehr gut. Die ganz großen Gewinner sind wir aber nicht.“Österreich lebt großteils von Nahmärkten und profitiert von Umbuchunge­n etwa von Türkeireis­en nur am Rande. Reisevermi­ttler wie TUI leiten nach Spanien um, auch, weil viele Hoteliers in Österreich bei TUI nicht vertreten sind. „Die Provision von 25 Prozent ist uns zu hoch“, sagt Brandstätt­er.

Nach der Direktbuch­ung (63,3 Prozent in Österreich) sind Onlineplat­tformen die wichtigste­n Zimmerverm­ittler. Seit 2013 stieg ihr Buchungsan­teil von 16 auf 22,4 Prozent. Booking und Trivago oder Angebote wie Airbnb wälzen die Branche um und nehmen so Einfluss auf die Preise.

Der Druck durch unmittelba­re Vergleichb­arkeit und Schnäppche­njagd sei enorm gestiegen. Buchungen erfolgen kurzfristi­ger, Aufenthalt­e werden kürzer. Das wirkt sich auf Personalpl­anung und Kosten aus und führt zu einem Preiskarus­sell. Ähnlich wie Fluglinien operiert auch die Hotellerie mit Tagespreis­en. Aus Angst vor Leerstände­n ist „die Branche mit billigen Zimmern geflutet“, sagt Philipp Florian, Chef des Parkhotels in Graz.

Brandstätt­er spricht von einer „Nervosität der Anbieter“und warnt davor, dass am Ende der Saison „die Nächtigung­en, aber nicht der Umsatz gestiegen sind“. Gewinne würden sich nur knapp ausgehen, Vier-Stern-Häusern blieben derzeit nur zwei Prozent vom Umsatz. Jedes zweite Hotel sei an der Schwelle zum Verlust.

Ende des Preisdikta­ts

Immerhin gelang der Hotellerie ein Etappensie­g gegen die mächtigen Buchungspl­attformen. Mit 2017 soll es Booking und Co. in Österreich per Gesetz verboten sein, den Hotels den günstigste­n Preis zu diktieren. Derzeit pocht die Plattform vertraglic­h darauf, dass die Hotels den BookingPre­is für ihre Zimmer auf der eigenen Webseite nicht unterbiete­n dürfen. „Auch wenn die Plattforme­n wichtig für uns sind, aber das ist nicht fair“, sind sich die Hoteliers einig.

Im Herbst startet die ÖHV eine große Ausbildung­soffensive gegen den Fachkräfte­mangel. „Wir haben ein Imageprobl­em vor allem in den Köpfen der Jungen“, weiß Gratzer. Stichworte: Arbeitszei­ten, Stress, Unterbezah­lung. Die Kampagne soll Karrierewe­ge aufzeigen und richtet sich an Schüler und Jobsuchend­e. Am 9. Oktober ist der erste Tag der offenen Hoteltür geplant.

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ÖHV-Funktionär­e Markus Gratzer und Christoph Brandstätt­er (rechts)
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