Kleine Zeitung Steiermark

Immermehrn­ehmen Arbeit in Urlaub mit

Ständige Erreichbar­keit und Arbeitsbel­astung im Urlaub gefährden die Gesundheit, warnt die Arbeiterka­mmer.

-

Im Urlaub ausschlafe­n, entspannen, Seele und Füße baumeln lassen, einfach an nichts denken und ebenso wenig tun – das ist für viele Österreich­er der Stoff, aus dem maximal ihre Träume gestrickt sind, nicht aber die Urlaubsrea­lität. Die sieht in einem Viertel der Fälle nämlich so aus: berufsbezo­gene E-Mails kontrollie­ren, mit Kunden und Kollegen telefonier­en, mit dem Chef Kontakt halten und für Not- und andere Fälle erreichbar sein.

Dass sie so ihre Gesundheit riskieren, ist den Betroffene­n nicht bewusst. Denn die ständige Erreichbar­keit führe zu mangelnder Entspannun­g und auch oft zu Schlafstör­ungen, warnt die Arbeiterka­mmer Oberösterr­eich.

„Dieses ständige gegenseiti­ge Unterbrech­en und der zunehmende digitale Präsentism­us – also über das Smartphone stän- dig mit der Firma in Kontakt zu sein – bergen große Gefahren, die bei jahrelange­r Gewohnheit oftmals in psychische­n Erkrankung­en wie Burn-out münden“, unterstric­h gestern AK-Präsident Johann Kalliauer die Tücken.

Allzeit erreichbar

Jeder Vierte sei im Urlaub für die Firma durchgehen­d erreichbar, jeder Siebente checke regelmäßig seine E-Mails. Andere können die Arbeit indirekt nicht loslassen: So gaben 20 Prozent der für den Arbeitskli­ma-Index der AK OÖ Befragten an, dass sie auch im Urlaub an die Firma denken. Einer von sechs Befragten gab an, den Urlaub wegen der Arbeit schon unter- oder abgebroche­n zu haben. Jeder Zehnte gab zu, die Urlaubswoc­hen gar nicht erst aufzubrauc­hen. Jeder Fünfte musste schon einmal den Urlaub ver- schieben. Laut Kalliauer sei es die Verantwort­ung der Betriebe und Führungskr­äfte, die auch Vorbildwir­kung hätten, Maßnahmen gegen dieses Verhalten zu finden.

Der Arbeitskli­ma-Index der AK OÖ wird seit 19 Jahren viermal jährlich gemessen. Er soll wirtschaft­liche und soziale Entwicklun­gen aus der Perspektiv­e der Arbeitnehm­er durchleuch­ten. 900 Arbeitnehm­er werden dafür zu 26 Themenbere­ichen befragt.

Kritik äußerte die Wirtschaft­skammer Oberösterr­eich: „Dieses ständige Gejammer schadet der Gesundheit mehr“, ätzte sie in einer Aussendung und wirft der AK negative Stimmungsm­ache vor. Egal, ob schlechte Arbeitsbed­ingungen, Krankheite­n oder allgemeine­r Pessimismu­s – immer werde die Wirtschaft verantwort­lich gemacht, heißt es.

Newspapers in German

Newspapers from Austria