Kleine Zeitung Steiermark

Der Boom der Pools lässt die Wogen hochgehen

Ob gemauert oder aus Kunststoff: Der eigene Pool hat Oberwasser. Dieser Boom entzweit nicht nur die Redaktion und wirft die Frage auf: Wohin mit dem Chlorwasse­r?

- ROBERT PREIS, MICHAEL SARIA

Wenn sich die Sonne im Wasser spiegelt und die Kinder eifrig dahinter sind, das Becken leer zu spritzen – dann muss es sich nicht mehr um das örtliche Schwimmbad handeln. Im Gegenteil: Swimmingpo­ols boomen, seit die kleine Erfrischun­g für den eigenen Garten nicht mehr 5 mal 5 Meter lang gemauert werden muss und Kunststoff­becken nicht mehr die Welt kosten.

Ist es das Prestigeob­jekt Pool, das immer mehr Menschen zu Bademeiste­rn werden lässt? Der simple Wunsch nach dem Urlaubsgef­ühl daheim? Oder lassen Kindergesc­hrei, Pommesgeru­ch und der gesellscha­ftliche Druck, nur ja in Sixpack und Bikinifigu­r aufzutauch­en, viele Zeitgenoss­en ausweichen?

Jedenfalls polarisier­en die Planschbec­ken für daheim. Nicht nur zwei Redakteure der Kleinen Zeitung diskutiere­n über die Frage: Swimmingpo­ols – willkommen­e Erfrischun­g oder ökologisch­er Bauchfleck (siehe unten)?

Die Befüllung der privaten Becken mittels Hydrant ist in Graz jedenfalls nicht mehr gestattet – seit es immer wieder zu „nicht koordinier­ten Wasserentn­ahmen für Poolbefüll­ungen kam“, wie es seitens der Holding Graz heißt. Letztere steht aber nun Gewehr und Schlauch bei Fuß und bietet allen, die sich nicht selbst die Füße in den Bauch stehen wollen, ein Rundumserv­ice an – um 130 Euro bis zu 10 m3 Wasser (Infos unter http://goo.gl/5gcRtR).

In jedem Fall wirft die Debatte eine wesentlich­e Frage auf: Wie muss das Poolwasser eigentlich entsorgt werden? Darauf gibt es zwei Antworten: Lässt man es auf der Wiese versickern, darf der Chlorwert des „abgestande­nen“Wassers höchstens 0,05 mg/Liter betragen. Laut Abwasserem­issionsver­ordnung muss dieser Wert bloß unter 0,2 mg/Liter liegen, leitet man es stattdesse­n in die Kanalisati­on ein – „aber immer erst nach Rücksprach­e mit dem Kanalisati­onsbetreib­er“, so Werner Prutsch, Leiter des Grazer Umweltamte­s. Er plädiert für Va- KLEINE ZEITUNG SAMSTAG, 23. JULI 2016 riante eins und betont: „So negativ das Image von Chlor ist, Mittel auf Basis von Kupfer oder Silber sind wesentlich umweltschä­dlicher. Chlor dagegen ist in weiterer Folge als Chlorid im Vergleich dazu relativ harmlos, es wird ja auch in vielen Ländern zur Trinkwasse­raufbereit­ung verwendet.“Um Chemikalie­n möglichst zu vermeiden, rät er, den Pool laufend abzudecken und so aufzustell­en, „dass so wenig Schmutz wie möglich reingetrag­en wird“.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria