Die Liebe erstrahlt als Licht der Welt
Puccinis „Turandot“kehrte bei schönstem Wetter auf die Bregenzer Seebühne zurück.
BREGENZ. „Luce del mondo è amore“– „Das Licht der Welt ist die Liebe“. So singt der Chor am Ende der Oper. Diese Botschaft hört man in Zeiten wie diesen gern. Giacomo Puccinis „Turandot“, die erste Seebühnenproduktion der Ära Elisabeth Sobotka, überzeugt auch im zweiten Spieljahr. Die Intendantin, zuletzt Opernchefin in Graz, glaubt an die Kraft der Kunst, die Welt verändern zu können.
Die Welt der „eisumgürteten“Prinzessin Turandot war Hass, Gewalt und Ablehnung, bis ihr die Sklavin Liu die Augen öffnet für die Macht der Liebe. Turandot wendet sich dem Prinzen Calaf zu und gibt ihm den ersten Kuss auf einem Krankenbett. Denn Regisseur und Bühnenbildner Marco Arturo Marelli verschmilzt die Figur Calafs mit der Puccinis. Der Komponist erlag ja während der Arbeit an dieser 1926 uraufgeführten Oper seinem Krebsleiden, vollendet wurde sie von Franco Alfano. Sowohl Puccini als auch Calaf haben somit um Turandot gerungen – und gesiegt.
Die Genialität von Puccinis letzter Oper zeigte sich bei der Wiederaufnahme auf das Prächtigste. Das Wetter konnte besser nicht sein, die großartige, mit Chinoiserien durchwobene Partitur kam unter Paolo Carignani, der tags zuvor auch die Rarität „Hamlet“von Franco Faccio dirigiert hatte, zum Leuchten. Und das Akustikdesign von Bregenz Open Acoustics überzeugte einmal mehr.
Regisseur Marco Arturo Marelli hat seine Arbeit gegenüber dem Vorjahr klarer gestaltet. Höhepunkt der Handlung ist die Szene, in der Turandot dem Prinzen Calaf die drei Rätsel stellt. Auf der hochgeklappten Scheibe zeigt der Videokünstler Aron Kitzig, wie die harte Maske Turandots durch die Klugheit und Kühnheit Calafs erodiert und schließlich zerbröselt.
Bei allem szenischen Pomp stehen aber auch auf der Bregenzer Seebühne die Sänger im Mittelpunkt. Die Besetzung der fordernden Hauptpartien alterniert naturgemäß. Am Premierenabend überzeugten Mlada Khudoley als Turandot, Rafael Rojas als Calaf und Guanqun Yu als Liu. „Turandot“. Noch 22 Vorstellungen bis zum 21. August. Karten: Tel. ( 0 55 74) 407- 6. bregenzerfestspiele.com