Helfer, Störfaktor und Verstärker
In München zeigten sich die vielen – positiven und negativen – Facetten sozialer Medien.
ROLLE
Chaos, Panik, Verunsicherung – dieses Amalgam ist seit jeher fruchtbarer Nährboden für Spekulationen. Durch soziale Medien hat sich die Intensität vervielfacht. Das haben die Stunden nach dem Münchner Amoklauf eindrucksvoll gezeigt.
Die Erstinformationen vom Tatort wurden von Augenzeugen über Twitter verbreitet. Erstmals hat Facebook seine sogenannte „Safety Check“-Funktion in Deutschland aktiviert. Damit können Nutzer des Netzwerks ihren Freunden mit einem Klick signalisieren: „Ich bin in Sicherheit.“Für weltweites Aufsehen sorgte auch die Solidaritätswelle, die auf Twitter unter dem Hashtag #offenetuer innerhalb kürzester Zeit Verbreitung fand. Da der gesamte Nahverkehr sowie der Tatort weiträumig gesperrt waren, sind viele Menschen, vor allem Touristen, gestrandet und wussten nicht wohin. Die Münchner, sowohl Private als auch Hotels, ja sogar die Münchner Staatskanzlei und Ministerien öffneten daher spontan ihre Türen und boten den Fremden Unterschlupf.
Neben den vielen positiven Aspekten zeigten sich aber auch die Gefahren, die von sozialen Netzwerken ausgehen können. Neben Vorverurteilungen und vorschnellen Zuordnungen kam es auch wiederholt zu Fehlalarmen aufgrund diverser Postings und Tweets. Immer wieder wurde von angeblichen Schießereien an unterschiedlichsten Orten in München berichtet, was die Verunsicherung und die Panik noch verstärkte.
Hoch professionell agierte und dirigierte über Twitter indes die ganze Nacht über die Münchner Polizei. In mehrsprachigen Tweets informierte man über das Geschehen, warnte, wies aber zurecht. „Bitte haltet euch mit Spekulationen zurück“oder „Bitte keine Bilder und Videos veröffentlichen. Stellt sie uns zur Verfügung“, hieß es etwa. Dafür wurde auch ein eigener UploadLink eingerichtet.