Wie der Bernini-Elefant 1629 nach Graz kam
Es war eine Sensation für Graz: 1629 kam erstmals ein Elefant in die Stadt. Der Gasthof in der Murvorstadt, in dem er untergebracht war, nannte sich ab nun „Zum schwarzen Elephant“.
Im April 1629 wurde in Frankfurt am Main der erste Jahrmarktselefant Europas auf der Fastenmesse zur Schau gestellt. Am 2. Mai 1629 trat er bereits in Nürnberg auf, wo ihn „vil tausend“Menschen „an der Heuwag“gegen Bezahlung bestaunten. Und zwar „ein Alt Person gibt 2 Batzen/ein klein Kindt ein Batzen“, hieß es damals. Die Gelehrten hielten danach geistreiche Dispute über den Elefanten, der als „Wunderthier“bezeichnet wurde.
Am 7. Juli wurde das Rüsseltier in Memmingen vorgeführt und im Oktober 1629 trat der Elefant vor der staunenden Menge in Graz auf. Der Wirt der Herberge in der Murvorstadt, in welcher das Tier mitsamt Herren und Treibern abstieg, nannte seinen Gasthof zur Erinnerung an diese Sensation „Zum schwarzen Elephant“. Dann ging die lange und beschwerliche Reise weiter Richtung Süden und im Mai 1630 erreichte das „Wunderthier“Rom, wo es wiederum großes Aufsehen erregte.
Der berühmte Bildhauer und Architekt Gian Lorenzo Bernini fertigte Studien vom Elefanten an, die 35 Jahre später besondere Bedeutung erlangten. Denn 1665 wurde im Garten der Dominikanerkirche in Rom ein altägyptischer Obelisk gefunden, den Papst Alexander VII. auf einem Sockel auf der Piazza della Minerva aufstellen lassen wollte –in Verbindung mit einem Elefanten. Für die Gestaltung dieses Sockels sollte sich Bernini etwas einfallen lassen. Also kramte er seine alten Skizzen hervor und entwarf einen Elefanten, auf dessen Rücken der Obelisk thronte. Das warf natürlich gewaltige statische Probleme auf, die Bernini gerne Ercole Ferrata überließ, der schließlich die später als „Berninis Elefant“bezeichnete Skulptur schuf.
1631 wurde der Elefant per Schiff nach Frankreich transportiert, wo er in Toulon und Aix gezeigt wurde. Dann verliert sich seine Spur, aber wahrscheinlich reiste er nach England weiter.
Welche Spuren aber hat der Elefant in Graz hinterlassen? Der neue Name des Gasthofes war 1668 noch immer bezeugt, später jedoch schmückte man die Geschichte fantasievoll aus und erfand einen türkischen Pascha, der den Elefanten nach Graz gebracht haben sollte. In „List’s Grand Hotel à L’Elephant“erinnerte eine Tafel mit folgendem Text an ihn: „Im 1629er Jahr/Deß Monath October für wahr/Thet dieser Elephant allda/Stallung han/Ihm hab’n gesehen viel Fraun und Mann,/Ob Freud und verwundern sich sehr/Den allerhöchsten Lob und Ehr/Deß Elephant so klar und fein./Giebt zu erkennen die Allmacht sein“.
Dieser Hotelbesitzer List war der Nachfolger eines gewissen Heinrich Kampelmillner oder Kampelmüller, der von 1843 bis 1855 Eigentümer des Hotels Elephant gewesen war, in dem Mitglieder des Hochadels und Künstler von Weltrang abstiegen und den schönen, schattigen Gastgarten mit Gartensalon genießen konnten, der bis zum heutigen „Bad zur Sonne“reichte. Bequemerweise befand sich damals direkt vor dem Hotel die Station der „Stellwägen“nach Judenburg, Leoben, Radkersburg und „anderen Gegenden“des Landes.
1852 erwarb Kampelmillner in der Neue-Welt-Gasse im Grazer Franziskanerviertel ein Haus, denn sein Betrieb am Murplatz 13 (später Südtirolerplatz 13) war ihm zu klein geworden. Das neue Gebäude baute er zu einem Wein- und Bierhaus um und nannte es zur Unterscheidung vom Stammhaus „Der kleine Elephant“. Heute noch erinnert ein kleiner Elefant als Hauszier im ersten Stock am Hauseck daran. Eduard List, ein Vorfahre des AVL-Firmengründers Hans List, baute das Gasthaus dann zum Hotel um, das heute nach mehreren Veränderungen ein italienisches Restaurant ist.
Das Grandhotel am Südtirolerplatz wurde nach List von Franz Jautz und Wilhelm Nowak übernommen und schließlich 1910 von Josef Priller um 600.000 Kronen erworben.
Nach dem „Anschluss“Österreichs 1938 nahm die deutsche Wehrmacht das Hotel in Besitz und richtete dort die Wehrersatz-Inspektion ein. 1950 bis 1954 erfolgte der Umbau in ein Bürogebäude, später zog der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) ein und wieder aus. 2012 entstand hier das Prestige