Warum tun Sie sich das an, Herr Schuller?
Seine (Film-)Musik läuft weltweit vor Millionen Menschen, er selbst liebt provinzielle Kleinbühnen: So tickt der Graz-Kärntner Gerd Schuller.
Sie sind international erfolgreich, nun spielen Sie mit Ihren Bands in Annenheim, in Ossiach, in einer Almstube vor bestenfalls ein paar Hundert Zuhörern. Warum tun Sie sich das an? GERD SCHULLER: Weil ich das gerne mache, weil ich mit Herz und Seele Musiker bin und weil ich meine Art der Intonation auch einem intimeren Kreis abseits größerer Bühnen näherbringen will. Die Gage hat in diesen Fällen überhaupt keine Relevanz. Bei der einen oder anderen Veranstaltung war ich sogar bereit, eventuelle Abgänge finanziell abzudecken.
Idealistische Entwicklungshilfe in Sachen Musik? SCHULLER: Ich versuche, auf der Bühne authentisch rüberzukommen, und will spüren, dass das, was man auf der Bühne macht, auch bei den Zuhörern ankommt.
Kommerz statt Kunst? SCHULLER: Kunst alleine reicht oft nicht aus, weil sie nicht immer den Geschmack eines großen Publikums trifft. Eine Kombination aus Kunst und Kommerz ist meines Erachtens der richtige Weg. Wie es Hollywood erfolgreich vorexerziert. Die Amerikaner kochen auch nur mit Wasser. Aber: Diese milliardenschwere Filmindustrie versteht ihr Geschäft so perfekt, dass sie Menschen auf der ganzen Welt in ihren Bann zieht.
Sie hat Hollywood nie gereizt? SCHULLER: Ich bin hier in Österreich recht gut gefahren. Beim „Kommissar Rex“habe ich die internationale Ausschreibung für die Filmmusik gegen sechs honorige Komponisten gewonnen, beim „Schlosshotel Orth“gegen zwölf erfahrene Filmmusiker.
Ist die Begabung in den Genen? SCHULLER: Offenbar habe ich mein Talent von Vater Helmuth geerbt, er war r Kapellmeister. Mit t fünf bekam ich mein n Akkordeon und hab’ die Tonleiter gekonnt. Besser als das Einmaleins undd das ABC. Ich komponierte Lieder, bevor ich zur Volksschule ging. Mitt zwölf bekam ich h mein erstes Klavier und habe gespielt, gespielt, gespielt. Die Einöde und Enge in Mittewald hat mich zum Musizieren getrieben, heute schätze ich dort Ruhe und Unberührtheit. Sind Sie ein „Grüner“? SCHULLER: Ich sehe mich als parteipolitisch unabhängig. Aber was meine Liebe zu Elektromotoren betrifft: Dann bin ich ein Grüner! Ich schätze saubere Energie – und wenn mich diese noch bequem befördert, ist mir das umso lieber. Mein neues Motorrad fährt mit einem 60-kW-Motor, auch mein Elektroboot verfügt über 66 kW und meine Modellflieger sind ebenfalls sehr umweltfreundlich. Ich entspanne gut, wenn ich dieses leise, kontinuierliche Surren der winzigen E-Motoren höre. Wie Musik eben . . .