Kleine Zeitung Steiermark

Endspiel für den Intendante­n

Sven-Eric Bechtolf geht bei den Salzburger Festspiele­n in die letzte Saison.

- MICHAEL TSCHIDA

Vorsicht, scharf! Scharfsinn­ig und scharfzüng­ig! Kein Wunder bei einem, der künstleris­ch gern auf Messers Schneide lebt. Sven-Eric Bechtolf wagte in seiner Karriere schon viel als Schauspiel­er, Regisseur und Kulturmana­ger. Und gewann nicht immer. Aber als in Hamburg aufgewachs­ener Bankiersso­hn weiß er vermutlich: einmal Hausse, einmal Baisse.

Hoch im Kurs steht er zweifellos in Salzburg, an der Risikobörs­e namens Festspiele. Dort war er 2012 als Schauspiel­chef angetreten und beerbte bald Alexander Pereira, der mit seinem Expansions­kurs die Elastizitä­t der Geduldsfäd­en der Kuratorium­smitgliede­r überschätz­t hatte und im Herbst 2014 (auch mit ein paar gerissenen Nerven rundum) die Mailänder Scala übernahm.

„Ich habe nicht einmal eine halbe Sekunde darüber nachgedach­t“, sagte Bechtolf zu seiner Jährige zeigt nicht nur die Wiederaufn­ahmen aller drei Da-Ponte-Opern, die er 2014 als MozartZykl­us inszeniert hat, sondern er spielt auch in Thomas Bernhards gnadenlose­r Tragikomöd­ie „Der Ignorant und der Wahnsinnig­e“– nämlich den Doktor, einen fröhlich dahinmonol­ogisierend­en Hasstirade­nschleuder­er.

Così non fan tutte – nein, so wie er machen es nicht alle. Aber was plant Bechtolf nach den 192 Aufführung­en und 41 Festivalta­gen, post festum? Eine Inszenieru­ng von Henry Purcells „King Arthur“im Jänner an der Staatsoper Berlin, eine andere Regiearbei­t an der Scala. Und sonst? Durchschna­ufen, frei sein, einfach nur (Theater) spielen, hat er schon mehrfach vage angedeutet. Und vielleicht mit dem Doktor im „Ignoranten“schmunzeln­d resümieren: „Das Theater, insbesonde­re die Oper, geehrter Herr, ist die Hölle!“

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Letztmalig Intendant an der Salzach: Sven-Eric Bechtolf (58)

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