Endspiel für den Intendanten
Sven-Eric Bechtolf geht bei den Salzburger Festspielen in die letzte Saison.
Vorsicht, scharf! Scharfsinnig und scharfzüngig! Kein Wunder bei einem, der künstlerisch gern auf Messers Schneide lebt. Sven-Eric Bechtolf wagte in seiner Karriere schon viel als Schauspieler, Regisseur und Kulturmanager. Und gewann nicht immer. Aber als in Hamburg aufgewachsener Bankierssohn weiß er vermutlich: einmal Hausse, einmal Baisse.
Hoch im Kurs steht er zweifellos in Salzburg, an der Risikobörse namens Festspiele. Dort war er 2012 als Schauspielchef angetreten und beerbte bald Alexander Pereira, der mit seinem Expansionskurs die Elastizität der Geduldsfäden der Kuratoriumsmitglieder überschätzt hatte und im Herbst 2014 (auch mit ein paar gerissenen Nerven rundum) die Mailänder Scala übernahm.
„Ich habe nicht einmal eine halbe Sekunde darüber nachgedacht“, sagte Bechtolf zu seiner Jährige zeigt nicht nur die Wiederaufnahmen aller drei Da-Ponte-Opern, die er 2014 als MozartZyklus inszeniert hat, sondern er spielt auch in Thomas Bernhards gnadenloser Tragikomödie „Der Ignorant und der Wahnsinnige“– nämlich den Doktor, einen fröhlich dahinmonologisierenden Hasstiradenschleuderer.
Così non fan tutte – nein, so wie er machen es nicht alle. Aber was plant Bechtolf nach den 192 Aufführungen und 41 Festivaltagen, post festum? Eine Inszenierung von Henry Purcells „King Arthur“im Jänner an der Staatsoper Berlin, eine andere Regiearbeit an der Scala. Und sonst? Durchschnaufen, frei sein, einfach nur (Theater) spielen, hat er schon mehrfach vage angedeutet. Und vielleicht mit dem Doktor im „Ignoranten“schmunzelnd resümieren: „Das Theater, insbesondere die Oper, geehrter Herr, ist die Hölle!“