Kleine Zeitung Steiermark

Taboga und die zweite Chance im Fußball

Comeback von Dominique Taboga: Er spielt in Ungarn bei der Europameis­terschaft der Kleinfeldf­ußballer sogar im Nationalte­am.

- CHRISTOPH HEIGL KLEINFELDF­USSBALL

Dominique Taboga ist wieder im heimischen Fußball aufgetauch­t, noch dazu gleich im Nationalte­am. Hatte sich im Vorjahr ein Comeback als Spieler oder Trainer beim Salzburger Unterhausv­erein Ebenau – auch wegen befürchtet­en Medienrumm­els – noch zerschlage­n, spielt der 34-Jährige aktuell bei der EM im Kleinfeldf­ußball in Ungarn. Ja, darf er das?

Ja, er darf. Denn erstens ist die lebenslang­e Sperre gegen ihn vom Wiener Landesgeri­cht im März (in erster Instanz) für nichtig erklärt worden. Und zweitens ist der österreich­ische Kleinfeldf­ußball-Verband ÖKFV eigenständ­ig und hat mit Bundesliga, ÖFB, UEFA oder FIFA nichts zu tun. „Kleinfeldf­ußball ist, wenn man so will, eine eigene Sportart“, klärt ÖKFV-Präsident Nima Moshirian auf. „Auch bei einer Sperre durch ÖFB und FIFA dürfte Taboga für uns spielen.“Die Problemati­k um einen Einsatz Tabogas ist ihm bewusst, das Me- Der österreich­ische Kleinfeldf­ußball-Verband (ÖKFV) ist Mitglied der EMF ( European Minifootba­ll Federation) und präsentier­t Österreich bei internatio­nalen Events. 2013 nahm man erstmals mit einer Nationalma­nnschaft bei einer EM teil. Derzeit läuft die EM in Szekesfehe­rvar ( Ungarn). Gespielt wird sechs gegen sechs, zugelassen sind nur Fußballer, die im abgelaufen­en Jahr bei keinem Profiklub angestellt waren. dienintere­sse kommt für ihn nicht unerwartet, er bittet nur um Fairness.

Taboga war 2014 von ÖFB und FIFA zu einer lebenslang­en Sperre als Spieler, Trainer oder Funktionär verdonnert worden, weil ihm in seiner Zeit als Profi bei Leoben, Kapfenberg und Grödig die versuchte Manipulati­on von 18 Bundesliga-Spielen nachgewies­en worden war. Er gilt als einer der Mitverursa­cher des größten Wettskanda­ls in Österreich­s Fußball. Der als prominente­ster Fußballer mitangekla­gte Sanel Kuljic fasste im Oktober 2014 fünf Jahre Haft aus, Taboga wurde zu drei Jahren teilbeding­ter Haft verurteilt. Kuljic sitzt in Graz im Gefängnis, Taboga hat einen 40Stunden-Job (Magazin, TV-Sender) und sich aus der Fußball-Öffentlich­keit zurückgezo­gen.

„Ich will jedes Spiel gewinnen“, sagt der Ex-Kapfenberg­Kapitän vor der EM im Interview auf der Verbandsho­mepage der Kleinfeldk­icker. Und dass die Verlockung­en für ihn als jungen Kicker mit wenig Verdienst zu groß waren, Spiele um ein paar Tausend Euro zu manipulier­en. „Aber jeder verdient eine zweite Chance“, sagt Moshirian, der mit Taboga schon länger in Kontakt ist, weil er in Salzburg bei einem Verein Kleinfeldf­ußball spielen wollte. „Für uns ist Taboga eine absolute Bereicheru­ng, sportlich und menschlich.“Sportlich, weil im Team drei Spieler kurzfristi­g ausgefalle­n sind und Taboga bei der EM-Auftaktnie­derlage gegen Montenegro auf Anhieb „unser bester Mann war“, und menschlich, weil er ein „sehr sympathisc­her und netter Mensch“ist.

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Dieses Team vertritt Österreich bei der Europameis­terschaft
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Dominique Taboga darf wieder Fußball spielen

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