Taboga und die zweite Chance im Fußball
Comeback von Dominique Taboga: Er spielt in Ungarn bei der Europameisterschaft der Kleinfeldfußballer sogar im Nationalteam.
Dominique Taboga ist wieder im heimischen Fußball aufgetaucht, noch dazu gleich im Nationalteam. Hatte sich im Vorjahr ein Comeback als Spieler oder Trainer beim Salzburger Unterhausverein Ebenau – auch wegen befürchteten Medienrummels – noch zerschlagen, spielt der 34-Jährige aktuell bei der EM im Kleinfeldfußball in Ungarn. Ja, darf er das?
Ja, er darf. Denn erstens ist die lebenslange Sperre gegen ihn vom Wiener Landesgericht im März (in erster Instanz) für nichtig erklärt worden. Und zweitens ist der österreichische Kleinfeldfußball-Verband ÖKFV eigenständig und hat mit Bundesliga, ÖFB, UEFA oder FIFA nichts zu tun. „Kleinfeldfußball ist, wenn man so will, eine eigene Sportart“, klärt ÖKFV-Präsident Nima Moshirian auf. „Auch bei einer Sperre durch ÖFB und FIFA dürfte Taboga für uns spielen.“Die Problematik um einen Einsatz Tabogas ist ihm bewusst, das Me- Der österreichische Kleinfeldfußball-Verband (ÖKFV) ist Mitglied der EMF ( European Minifootball Federation) und präsentiert Österreich bei internationalen Events. 2013 nahm man erstmals mit einer Nationalmannschaft bei einer EM teil. Derzeit läuft die EM in Szekesfehervar ( Ungarn). Gespielt wird sechs gegen sechs, zugelassen sind nur Fußballer, die im abgelaufenen Jahr bei keinem Profiklub angestellt waren. dieninteresse kommt für ihn nicht unerwartet, er bittet nur um Fairness.
Taboga war 2014 von ÖFB und FIFA zu einer lebenslangen Sperre als Spieler, Trainer oder Funktionär verdonnert worden, weil ihm in seiner Zeit als Profi bei Leoben, Kapfenberg und Grödig die versuchte Manipulation von 18 Bundesliga-Spielen nachgewiesen worden war. Er gilt als einer der Mitverursacher des größten Wettskandals in Österreichs Fußball. Der als prominentester Fußballer mitangeklagte Sanel Kuljic fasste im Oktober 2014 fünf Jahre Haft aus, Taboga wurde zu drei Jahren teilbedingter Haft verurteilt. Kuljic sitzt in Graz im Gefängnis, Taboga hat einen 40Stunden-Job (Magazin, TV-Sender) und sich aus der Fußball-Öffentlichkeit zurückgezogen.
„Ich will jedes Spiel gewinnen“, sagt der Ex-KapfenbergKapitän vor der EM im Interview auf der Verbandshomepage der Kleinfeldkicker. Und dass die Verlockungen für ihn als jungen Kicker mit wenig Verdienst zu groß waren, Spiele um ein paar Tausend Euro zu manipulieren. „Aber jeder verdient eine zweite Chance“, sagt Moshirian, der mit Taboga schon länger in Kontakt ist, weil er in Salzburg bei einem Verein Kleinfeldfußball spielen wollte. „Für uns ist Taboga eine absolute Bereicherung, sportlich und menschlich.“Sportlich, weil im Team drei Spieler kurzfristig ausgefallen sind und Taboga bei der EM-Auftaktniederlage gegen Montenegro auf Anhieb „unser bester Mann war“, und menschlich, weil er ein „sehr sympathischer und netter Mensch“ist.