„Vertrauen hat
Herbert Beiglböck folgt mit September auf Franz Küberl. Der neue Caritas-Direktor begrüßt Debatte um „Ein-Euro-Jobs“, lehnt Burka-Verbot ab und will sein Amt durchaus politisch anlegen.
Herr Beiglböck, Sie wechseln vom Amt des Schatzmeisters der Diözese Graz-Seckau an die Spitze der steirischen Caritas. Mit welchen Gefühlen gehen Sie den neuen Job an? Ist das eine Bürde, ist es eine Herausforderung, die gerade recht kommt? HERBERT BEIGLBÖCK: Für mich ist diese Berufung schön und ich nehme diese wahrscheinlich letzte, berufliche Herausforderung mit großer Freude an. In vielen Gesprächen der letzten Wochen habe ich erfahren, wie viel Vertrauen es in die Caritas gibt.
Ihr letzter Job war streng wirtschaftlich geprägt, jetzt sollen sie dem katholischen Hilfswerk der Diözese vorstehen. Eine Zäsur? BEIGLBÖCK: Für mich ist das eher ein Zurück zu den Wurzeln, ich war ja Generalsekretär der Katholischen Jugend und der Katholischen Aktion, bin Theologe und kann das alles nun mit meinem wirtschaftlichen Rüstzeug gut kombinieren. Die Caritas ist eine große Organisation, die auf einem soliden wirtschaftlichen Fundament stehen muss.
Ihr Vorgänger Franz Küberl legte sein Amt als Caritas-Direktor, aber auch seine Funktion als Caritas-Präsident österreichweit als Rufer, Mahner und Kritiker sehr politisch an. Wie gehen Sie das an? BEIGLBÖCK: Der Auftrag der Caritas ist es, die Beteiligung möglichst vieler Menschen am Wohlstand zu ermöglichen – und das nahe am Evangelium, in dem die Motivation für unser Handeln liegt. Das Evangelium gibt da vor, auch politisch sein zu müssen.
Jetzt steht die Republik Österreich im Ruf, eines der bestausge- bauten Sozialsysteme entwickelt zu haben. Warum braucht es da die Caritas überhaupt? BEIGLBÖCK: Es stimmt, es geht uns sehr gut, aber keine Sozialgesetzgebung ist so gut, dass keiner durchfällt. Da braucht es die Hilfe Privater und solcher Organisationen wie der unseren.
Die Flüchtlingskrise, die vor einem Jahr ihren Ausgang genommen hat, führte die Politik, den Staat an die Grenzen. Die Bewältigung des Massenansturms war nur durch den Einsatz Freiwilliger möglich. Hat der Staat versagt? BEIGLBÖCK: Dieser Andrang brachte für alle, für die Politik, den Staat, aber auch für uns große Lernerfordernisse. Tatsächlich hat der Staat sehr lange gebraucht, bis er reagiert hat. Aber wir verstehen es als unsere Grundaufgabe, dass wir gerade in Krisen gut mit der öffentlichen Hand zusammenarbeiten. Da hilft es nichts, sich gegenseitig Bälle zuzuspielen und alles kritisch zu hinterfragen. Es gibt natürlich auch Grenzen dafür, was ein Staat leisten kann. Da muss