Kleine Zeitung Steiermark

Ritterschl­ag unter Freunden

Ein Langschwer­t hat ein Grazer seinem Freund an den Hals gehalten. Vor Gericht erinnert man sich kaum, warum eigentlich genau.

- VON FALL ZU FALL ALFRED LOBNIK

In „Reha“ist der Angeklagte (44), nachdem die befristete Pensionier­ung wegen Depression­en abgelaufen ist. Etwas Freude in seinen Alltag brachte seine Waffensamm­lung, die er trotz Waffenverb­ots besaß. Luftgewehr und Luftpistol­e, Armbrust, zwei Dolche, Munition und zwei Schwerter.

Ein solches historisch­es Langschwer­t hielt er nach einem kräftigen Schluck Whisky (halbe Flasche) seinem Freund (ein paar Bier) im Juni an den Hals. Der hatte ihn vor einiger Zeit geohrfeigt, dass er rechts „jetzt net mehr so viel“hört. Man ist halt seit 30 Jahren befreundet, „aber

Ejetzt nicht mehr so“. – „Es ist mir alles ein bisschen unerklärli­ch“, sagt der Angeklagte. „Wieso sollte ich ihn bedrohen?“Eine Frage hätte er noch: „Brauche ich nicht einen Anwalt?“– „Nein, nicht unbedingt“, klärt ihn Richterin Julia Riffel auf. Weiter im Text: „Es war eine weihevolle Geste“, erinnert sich der Angeklagte. Also: Ritterschl­ag mit Schwert auf der Schulter. Nicht Schwert am Hals, wie sich der Begleiter des Freundes zögerlich erinnert. s wurde gerangelt, der Bedrohte griff auf die Klinge, schnitt sich und lief davon. „Ich habe mir eine Zigarette gewutzelt“, sin-

Dniert der Angeklagte, „und dann ist eh das Terrorkomm­ando gekommen.“Er meint „Einsatzkom­mando“. Aber wenn alles so war, wie der Zeuge sagt: „Dann fehlen mir ein paar Sekunden, das muss ich einräumen.“

Der Verletzte kann sich kaum erinnern, und er verzichtet auf Schmerzens­geld. „Das kann er gar nicht“, widerspric­ht sein Anwalt. Er ist besachwalt­et. as letzte Wort hat der Angeklagte: „Was soll ich sagen, ich werd eh füsiliert.“So schlimm wird es dann doch nicht: sieben Monate Haft bedingt. Das will er gar nicht bekämpfen, schon gar nicht mit dem Schwert. Sie erreichen den Autor unter

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