Kleine Zeitung Steiermark

„Wenn ich tagelang heule, bringt mich das nicht weiter“

Vor einem Jahr hatte Kira Grünberg einen schweren Trainingsu­nfall und ist seither querschnit­tgelähmt. Nun hat sie eine Biografie veröffentl­icht. Und sagt: „Das war’s auf keinen Fall.“

- SONJA SAURUGGER

Schöne am Leben ist: Wenn eine Tür zugeht, öffnen sich andere.“

Ihr Buch heißt „Mein Sprung in ein neues Leben“. Wie sehr fehlt Ihnen Ihr altes Leben? KIRA GRÜNBERG: Ich hatte vor dem Unfall ein sehr schönes Leben, ich konnte als Sportlerin meinen Traum zum Beruf machen. Durch Wettkämpfe und Trainingsl­ager habe ich so viele schöne Orte gesehen, so viele schöne Dinge erleben dürfen. Ich denke nicht, wie schlimm, dass es nicht mehr so ist. Ich freue mich vielmehr darüber, was ich schon alles erleben durfte.

Der deutsche Diskuswerf­er Robert Harting schreibt im Vorwort zum Buch: „Schwere Verletzung­en haben immer etwas mit Identitäts­verlust zu tun.“Hatten Sie auch das Gefühl, sich selbst verloren zu haben? GRÜNBERG: Natürlich verändert sich die Persönlich­keit nach so einem Unfall, aber ich empfinde das nicht als Identitäts­verlust. Der Unfall hat mich dazu gezwungen, mich zu verändern.

Nach Ihrer Querschnit­tlähmung wurden Sie vor dem schwarzen Loch gewarnt, in das viele Betroffene fallen. Wie haben Sie das verhindert? GRÜNBERG: Natürlich habe ich manchmal gedacht, schon schlimm, da zu liegen und mich nicht bewegen zu können. Aber wenn ich tagelang heule, bringt mich das nicht weiter. Ich habe lieber darüber nachgedach­t, was ich in meinem weiteren Leben machen will und kann, und da sind viele Dinge aufgekomme­n.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft? GRÜNBERG: Ich habe angefangen, Motivation­svorträge zu halten. Das Gefühl ist ganz ähnlich wie früher vor einem Wettkampf: Man weiß nicht genau, was einen erwartet, man ist nervös, das hat mich an früher erinnert und ich will damit weitermach­en. Nächstes Jahr will ich auch weiter Pharmazie studieren.

Sie schreiben in Ihrem Buch, dass eine Lähmung viel mehr ist, als nicht gehen zu können. Was sind die größten Probleme? GRÜNBERG: Ich brauche natürlich viel Hilfe, gerade in der Früh, beim Anziehen und Duschen. Das größte Problem ist, auf die Toilette zu gehen, ich kann Blase und Darm nicht mehr so kontrollie­ren wie früher, es muss alles ganz schnell gehen. Doch auch das ist schon normal geworden.

Angst oder Trauer spielen im Buch kaum eine Rolle – gab es diese Gefühle bei Ihnen nie? GRÜNBERG: Natürlich hat es Tage gegeben, an denen ich gar nicht aus dem Bett wollte. Aber diese Tage gab es auch früher schon, sie sind nicht mehr geworden. Darauf muss man nicht herumreite­n.

Sie trainieren viel und arbeiten

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