Neue Serie: James Bond lässt grüßen
ORF-Premiere für die preisgekrönte Miniserie „Night Manager“. Wir trafen Tom Hiddleston, der die Titelfigur verkörpert, zum Interview.
Als Loki in „Thor“hatte er den bösesten Grinser der neueren Kinogeschichte und gab in Woody Allens „Midnight in Paris“geistreich F. Scott Fitzgerald. Nun hat sich der Brite Tom Hiddleston (35) in Susanne Biers John-le-Carré-Verfilmung „The Night Manager“dem stilsicheren Kampf gegen das Böse verschrieben – personifiziert von Hugh „Dr. House“Laurie. Hiddleston als Ex-Soldat Jonathan Pine, der sich als Nachtmanager von Luxushotels tarnt, ist eine Art James Bond, der gegen einen Waffenhändler antritt.
Was überwiegt, wenn man in einem so großen Serienprojekt die Hauptrolle spielt – der Spaß oder der Druck? TOM HIDDLESTON: Man steht an der Spitze eines Teams und muss mit gutem Beispiel vorangehen. Wobei ich mit Susanne Bier und Hugh Laurie vermutlich die leidenschaftlichste Zusammenarbeit meiner bisherigen Karriere erlebt habe. Wir haben alle unser Leben für fünf Monate mehr oder weniger auf Eis gelegt, haben wie besessen daran gearbeitet.
Hugh Laurie ist in „The Night Manager“Ihr Gegenspieler. Wie haben Sie Ihre Beziehung zu ihm erarbeitet? HIDDLESTON: Ich hatte nie das Gefühl, das wir daran arbeiten mussten, sie hat sich ganz organisch entwickelt. Als wir in das Projekt eingestiegen sind, gab es erst das Drehbuch für die erste Folge, wir waren also bereits früh in die Drehbuchentwicklung eingebunden. Wir sind tatsächlich mit den Drehbuchautoren gemeinsam an einem Tisch gesessen und haben die Story entwickelt. Als es dann ans Spielen ging, hatte ich bereits das Gefühl, Laurie sehr gut zu kennen. Und er war echt mit Leib und Seele dabei, das Buch von le Carré ist einer seiner Lieblingsromane.
Wie würden Sie die Gegenspieler beschreiben? HIDDLESTON: Beide sind sie Erben einer britischen Ideologie, einer britischen Ausbildung, der britischen Demokratie. Nur hat Roper, die Figur von Hugh Laurie, beschlossen, diese Privilegien zu missbrauchen, um die unaussprechlichsten Dinge zu tun. Er finanziert sich sein Luxusleben, indem er mit dem Tod handelt. Er handelt illegal mit chemischen Waffen, ohne Schuld oder Schande für die Gewalt zu empfinden, die diese Waffen über unschuldige Menschen bringen. Pine, meine Figur, war früher Soldat, er weiß genau, was diese Waffen mit Menschen anrichten können. Da klaffen ihre Ansichten auseinander. Weil Pine diesen Zusammenhang versteht.
Kommen Spione gerade wieder in Mode oder hat das mit der herrschenden Paranoia zu tun? HIDDLESTON: Es gibt Ähnlichkeiten zwischen jetzt und damals. Es gibt eine unsichtbare Bedrohung. Die Feinde der westlichen Frei- heit scheinen unter unserer Nase ständig ihre Form zu verändern. Die Situation ist unvorhersehbar, die Leute fürchten sich. Das ist schon recht überraschend in unserem Zeitalter der Transparenz. Wir haben alle Telefone mit Internetanschluss, wir sind mehr verbunden, als wir es jemals waren, und trotzdem scheint es Gruppen zu geben, die völlig außerhalb dieses Systems agieren. Und wir sind fasziniert von den Leuten, die den Mut haben, dieser Bedrohung etwas entgegenzusetzen, um unsere Sicherheit zu garantieren.