Er lässt Beton schweben
Der Berliner Architekturpreis ging an das Grazer Büro Riegler Riewe.
Mit Roger Riewe und Florian Riegler fanden sich vor knapp 30 Jahren ein Deutscher aus Bielefeld und ein Oststeirer aus Mönichwald zu einer Bürogemeinschaft in Graz zusammen. Über die Jahrzehnte haben die zwei Planer mit hochgelobten Bauten wie dem Flughafen Graz, der Halle A auf der Grazer Messe, dem Hauptbahnhof Innsbruck oder zuletzt dem Schlesischen Museum im polnischen Katowice viel öffentliche Anerkennung generiert – und dafür auch diverse Auszeichnungen eingeheimst.
Jüngster Coup: Man gewann den alle drei Jahre vergebenen Berliner Architekturpreis, für den insgesamt 111 Bauprojekte nominiert waren. Den Lorbeerkranz durfte man sich gemein- sam mit den Berliner Projektpartnern Brandlhuber+Emde, Burlon für die bestens gelungene Transformation der denkmalgeschützten katholischen Kirche St. Agnes aus den 1960er-Jahren im Beton-Brutalismus-Stil in BerlinKreuzberg zu einem Kunst- und Kulturzentrum umhängen.
„Es tauchte dann die Idee auf, einen riesigen Betontisch hineinzustellen“, sagt Florian Riegler (62), der seit 2008 eine Professur an der Universität der Künste in Berlin hat. Um das durch Lichtbänder im Flachdach und zwei seitliche Fensterschlitze hereinflutende Licht auch in die unteren Räume gleiten zu lassen, gibt es umlaufend eine vier Zentimeter breite Fuge zwischen Decke und Wand. Dadurch scheint die massive Betondecke, die auf Stützen ruht, für das Auge des Besuchers regelrecht zu schweben.
Resümierend sagt Riegler: „Es war ein Jahr harte Schufterei. Sie hat sich aber gelohnt.“Mit seinen Gedanken ist er bereits im sonnigen Süden von Kroatien. Für einen großen Jachthafen vor den Toren von Split wurden ein mondänes Klubhaus und ein Wellnesszentrum entworfen. Möglicherweise folgt dann ein kroatischer Architekturpreis.