„Flüchtlinge machen mich nicht nervös“
Im Laufe des Sommers bitten wir Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zum Gespräch über ihre sommerliche Zwischenbilanz. Johannes Kopf, Chef des Arbeitmarktservice (AMS), über EinEuro-Jobs, seine Sorgenkinder und mehr Arbeitsplätze ab 2019.
Wer ist Ihr größtes Sorgenkind am Arbeitsmarkt? JOHANNES KOPF: Viele vermuten jetzt, dass ich „Flüchtlinge“sage. Sie sind es aber nicht. Meine Sorge gilt arbeitslosen Menschen, die nur einen Pflichtschulabschluss haben.
Was macht sie zum Problem? KOPF: In den letzten 25 Jahren blieb die Arbeitslosigkeit unter den besser Gebildeten nahezu konstant. Bei Akademikern sind seit jeher etwa drei Prozent arbeitslos, bei Maturanten sind es vier und bei Menschen mit Lehrabschluss sieben Prozent. Bei jenen mit Pflichtschulabschluss hat sich die Quote von neun Prozent im Jahr 1990 auf 27 Prozent gesteigert. Diese Gruppe macht heute die Hälfte aller 380.000 Arbeitssuchenden aus. Ein Problem, dass bei uns gravierender als in anderen Ländern ist.
Warum? KOPF: Weil wir ein Hochlohnland sind. Wenn hohe Löhne ausbezahlt werden, zahlt sich eine Investition in Maschinen eher aus als bei Billiglöhnen. Somit hat die Technologisierung diese Bildungsgruppe stark verdrängt. Und die Arbeitgeber fordern heute ein viel höheres Maß an Qualifikation. Auch ein Lagerarbeiter muss komplexe Software bedienen können. Damit verringern sich die Arbeitsplätze für schlecht Ausgebildete schneller.
Wie kann man dem entgegenwirken? KOPF: Wir führen viele dieser Menschen zum Lehrabschluss. Das wird an der Quote aber wenig ändern, denn das AMS allein kann das Problem nicht beheben. Man muss schon bei Eltern und Schule ansetzen, damit weniger Schüler abbrechen.
Die neue Verpflichtung zur Ausbildung bis 18 ist also ein Schritt in die richtige Richtung? KOPF: Ich freue mich über diesen