Gold und Geld
DDie Ausstattungsorgie in „Die Liebe der Danae“gab es quasi vor: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Auch nicht beim „weltbesten Klassik-Festival“, als das sich die Salzburger Festspiele wohl immer noch gern sehen.
Dabei gilt dort wie überall, wo Kultur mit Leidenschaft gemacht wird, das masochistische Lustprinzip von Samuel Beckett: „Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“
Sven-Eric Bechtolf kennt den Spruch bestimmt. Nach dem Absprung des schnellen Hirschen Alexander Pereira ist er ja 2014 zum Intendantenposten gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Und ein Festival zwischen Interregnum und Umbruch ist gewiss nicht leicht zu schaukeln.
Auch er musste erkennen, dass Alleinstellungsmerkmale für Salzburg oft nicht mehr gelten. Zum Beispiel, wenn aus dem einmal mehr hervorragenden Konzertprogramm Franz Welser-Möst mit seinem Cleveland Orchestra einen Tag nach Salzburg dasselbe Programm in Grafenegg/NÖ wiederholt. ort geht ja Onkel Erwin mit dem Füllhorn um und schüttet die Hälfte des 7,8-Millionen-Euro-Budgets aus. Zum Vergleich: Die styriarte hat einen Gesamtetat von 2,9 Millionen, der Carinthische Sommer 1,6 Millionen.
Paradoxer Trost für Salzburg mit Blick auf Grafenegg: Vielleicht ist Geld doch alles? Sie erreichen den Autor unter Millionen Euro betrug das Gesamtbudget für die heurige Sommersaison (2015: 58,9 Millionen Euro, 2014: 64,8 Millionen Euro) Karteneinnahmen: 29,7 Millionen Euro (Preise von 4 bis 430 Euro) Subventionen: 16 Millionen Euro, davon anteilig 40 % Bund, 20 % Land, 20 % Stadt, 20 % Tourismusförderungsfonds Erstmals in der Festspielgeschichte gab es mit Sven-Eric Bechtolf durch die Interimslösung einen – umstrittenen – Verantwortlichen in Vierfachfunktion: Nach dem überstürzten Abgang von Alexander Pereira an die Mailänder Scala war der 58-jährige Deutsche seit Herbst 2014 als CoDirektor neben Präsidentin Helga Rabl-Stadler für die künstlerische Gesamtplanung verantwortlich, dazu Schauspieldirektor und Regisseur, der sich dabei im Mozart/Da Ponte-Zyklus auch konsequent auf Mittelmaß konzentrierte, ehe er sich, zum Abschied, auch noch einen Auftritt als Schauspieler in Bernhards „Ignoranten“gewährte. Das mag vielleicht Kosten reduziert haben, allerdings auch das künstlerische Ergebnis. Die Zukunft nach seiner Salzburger Zeit hält sich Bechtolf noch offen.