Übergang und Umbruch
Der Auftakt des Opernreigens war vielversprechend und zeigte: Wer wagt, gewinnt. „The Exterminating Angel“des Briten Thomas Adès geriet zum faszinierenden Hör- und Schaustück, in dem Regisseur Tom Cairns eine höchst indiskrete und uncharmante Bourgeoisie vorführte.
Die „Liebe der Danae“von Richard Strauss mit Franz WelserMöst und den Wiener Philharmonikern war zwar auch ein Fest für Ohren und Augen, aber dennoch hatte die Opulenz auf der Bühne, die locker den Titel „Ausstattung des Jahres“verdient, einen nicht unwesentlichen Makel: Alvis Hermanis ließ eine zwingende Regie vermissen, weil er in dem orientalischen Märchen nur auf L’art pour l’art setzte.
„Glanz, Glitter und Glätte“lautete unsere Kritik auch zu Charles Gounods „Faust“. Alejo Pérez dirigierte die Wiener Philharmoniker behäbig, Reinhard von der Thannen brachte als Ausstatter wirkungsvolles Hochglanz-Design, konnte seine Regiegedanken aber nicht auf die Bühne übersetzen. Die graue Theorie überstrahlten Piotr Beczalas farbig leuchtender Tenor und der Rest des Ensembles.
Bernsteins „West Side Story“mit Cecilia Bartoli war wie zu Pfingsten ein ausverkaufter Renner. Der dreiteilige Mozart/DaPonte-Zyklus aus den vorangegangenen Sommern blieb auch mit ein bisschen Regiekosmetik von Sven-Eric Bechtolf blass.
Mit den konzertanten Opernaufführungen hatte man weit mehr Glück: Anna Netrebko adelte an der Seite ihres Mannes Yusif Eyvazov Puccinis „Manon Lescaut“. Plácido Domingo hatte in Massenets Rarität „Thaïs“mit der lettischen Sopranistin Marina Rebeka eine famose Einspringerin zu Seite. Und Otto Nicolais Mittelalterdrama „Il templario“mit dem Startenor Juan Diego Floréz geriet zur hübschen Entdeckung.
(58) Der Pianist, zuletzt Leiter der Wiener Festwochen, tritt ab 2017 mit einem Fünf-Jahres-Vertrag als Intendant an, wo er zuvor schon die Avantgarde-Schiene „Zeitfluss“geleitet hatte, Konzertdirektor und 2011 Übergangsintendant war.
(68) Die Unternehmerin ist seit 1995 Festspielpräsidentin. Ende Juli beschloss sie, in diesem Amt noch jubilieren zu wollen. Also bewirbt sie sich um die Verlängerung und will die 100-Jahr- Feiern der Festspiele 2020 mitgestalten.
(55) Ab 2017 übernimmt Bettina Hering als erste Frau überhaupt die Schauspieldirektion in Salzburg. Seit 2012 ist die Züricherin künstlerische Leiterin am Landestheater Niederösterreich.
(34) Der Tiroler Patensohn von Hinterhäuser, seit 2011 Geschäftsführer der Kultur Ruhr GmbH, sitzt als neuer kaufmännischer Leiter ab April im dann wieder dreiköpfigen Direktorium. Millionen Euro an Wertschöpfung gibt es durch die Salzburger Festspiele jährlich österreichweit, wovon allein 183 Millionen Euro auf Salzburg selbst entfallen, besagt eine neue Studie zur ökonomischen Bedeutung des Festivals. In der Untersuchung wurde auch errechnet, dass österreichweit 3400 Arbeitsplätze gesichert werden, 2800 davon in Salzburg (künstlerisch Mitwirkende exklusive). Für die öffentliche Hand ergibt dies 77 Millionen Euro an Steuern und Abgaben. Pro Tag gibt ein Festspielbesucher übrigens 319 Euro aus, ein seit Jahren etwa gleichbleibender Wert. Vom Programm 2017 schon durchgesickert ist: Der südafrikanische Künstler William Kentridge inszeniert Alban Bergs „Wozzeck“, mit Matthias Goerne in der Titelrolle. Die Regie für Mozarts „ La clemenza di Tito“soll Peter Sellars übernehmen, Teodor Currentzis steht am Pult seines Ensembles Musica Aeterna. Franz WelserMöst wird mit Aribert Reimanns „ Lear“aus 1978 eine zeitgenössische Oper erarbeiten. Und Mariss Jansons leitet Dmitri Schostakowitschs „ Lady Macbeth von Mzensk“, Andreas Kriegenburg wird dafür als Regisseur genannt. Der Gesamtetat der Festspiele für 2017 wird mit 61,7 Millionen Euro leicht über dem heurigen Wert liegen.