Varoufakis, vom Rebell zum Retter des Euro
Alpbach mit Showeinlage. Statt Staatsanleihen Lebensmittelkarten in EU garantieren.
ALPBACH. Das neue Konferenzzentrum platzt aus den Nähten, denn mit Yanis Varoufakis nimmt ein linker Popstar der Finanzwelt das Podium ein, das sich hier sonst konservative Banker und altkluge Berater teilen. „Wir müssen alle zusammenhelfen, um den Euro zu stabilisieren“, wird er gleich zu Beginn als Saulus, der sich zum Paulus wandelt, allen Showerwartungen gerecht. Mit seiner Rebellion gegen Sparauflagen für Griechenland hatte er als Finanzminister der Athener Regierung den Euro noch mehr ins Trudeln und Angela Merkel zur Weißglut gebracht.
Nun tritt er beim Finanzmarktgipfel in Alpbach zum Thema „Euro – Kitt oder Spaltpilz Europas“als glühender Hüter der Einheitswährung auf. „Den Euro aufzugeben“, warnt Varoufakis, „würde zu nationalen Deflationen mit schweren Wirtschaftsfolgen führen und in Europa Rechtspopulisten noch mehr Auftrieb geben.“
Als Rechtspopulist kontert der deutsche AfD-Politiker Bernd Lucke, der den Euro mit einem Tierversuch vergleicht und ihn mitsamt der EU abschaffen will. „Bei der nächsten Krise brechen sie zusammen.“Lucke rechnet vor: „Griechenland hat in zehn Jahren 25 Prozent Einkommen verloren.“Das findet als Einziges die Zustimmung von Varoufakis, der das Brechen der Konvergenzregeln durch Deutschland und Frankreich anprangert. „Man hat ein Hausboot auf den Ozean geschickt.“
Varoufakis, der eine linke Demokratiebewegung in Europa aufbaut, gibt Antwort auch auf „Subkrisen“wie Armut und Verschuldung in einer simulierten EU-Pressekonferenz: Schluss mit Aufkauf von Staatsanleihen, stattdessen Geld für Investitionen und nach US-Vorbild Garantien der Europäischen Zentralbank für Lebensmittelkarten. „Das würde Vertrauen in den Euro schaffen.“