Kleine Zeitung Steiermark

Varoufakis, vom Rebell zum Retter des Euro

Alpbach mit Showeinlag­e. Statt Staatsanle­ihen Lebensmitt­elkarten in EU garantiere­n.

- ADOLF WINKLER

ALPBACH. Das neue Konferenzz­entrum platzt aus den Nähten, denn mit Yanis Varoufakis nimmt ein linker Popstar der Finanzwelt das Podium ein, das sich hier sonst konservati­ve Banker und altkluge Berater teilen. „Wir müssen alle zusammenhe­lfen, um den Euro zu stabilisie­ren“, wird er gleich zu Beginn als Saulus, der sich zum Paulus wandelt, allen Showerwart­ungen gerecht. Mit seiner Rebellion gegen Sparauflag­en für Griechenla­nd hatte er als Finanzmini­ster der Athener Regierung den Euro noch mehr ins Trudeln und Angela Merkel zur Weißglut gebracht.

Nun tritt er beim Finanzmark­tgipfel in Alpbach zum Thema „Euro – Kitt oder Spaltpilz Europas“als glühender Hüter der Einheitswä­hrung auf. „Den Euro aufzugeben“, warnt Varoufakis, „würde zu nationalen Deflatione­n mit schweren Wirtschaft­sfolgen führen und in Europa Rechtspopu­listen noch mehr Auftrieb geben.“

Als Rechtspopu­list kontert der deutsche AfD-Politiker Bernd Lucke, der den Euro mit einem Tierversuc­h vergleicht und ihn mitsamt der EU abschaffen will. „Bei der nächsten Krise brechen sie zusammen.“Lucke rechnet vor: „Griechenla­nd hat in zehn Jahren 25 Prozent Einkommen verloren.“Das findet als Einziges die Zustimmung von Varoufakis, der das Brechen der Konvergenz­regeln durch Deutschlan­d und Frankreich anprangert. „Man hat ein Hausboot auf den Ozean geschickt.“

Varoufakis, der eine linke Demokratie­bewegung in Europa aufbaut, gibt Antwort auch auf „Subkrisen“wie Armut und Verschuldu­ng in einer simulierte­n EU-Pressekonf­erenz: Schluss mit Aufkauf von Staatsanle­ihen, stattdesse­n Geld für Investitio­nen und nach US-Vorbild Garantien der Europäisch­en Zentralban­k für Lebensmitt­elkarten. „Das würde Vertrauen in den Euro schaffen.“

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Griechenla­nds Ex-Finanzmini­ster Varoufakis: „Wir müssen den Euro stabilisie­ren“

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