Kleine Zeitung Steiermark

Die Revolution KURDEN – EIN VOLK OHNE STAAT

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haben ein großes Herz, waren aber schlecht ausgerüste­t“, sagt Haller. Es gab jedenfalls weder Artillerie noch Mörser, allenfalls einzelne Panzer. Dass die Kurden dennoch etliche Erfolge feiern konnten, lag an der übergroßen Kampfmoral. „Die Kurden weichen nicht zurück und sie werden es auch dauerhaft nicht tun.“

Die Kurden würden diesen Kampf als Chance für die eigne Revolution sehen, sie würden aber auch stellvertr­etend für die „gesamte Menschheit“kämpfen. Beides habe Haller bei den Kurden öfter gehört. Sie seien jedenfalls immer gut informiert über die Lage gewesen. Dies habe mit den Grundsätze­n zu tun, die die YPD von der PKK übernommen habe. Dazu gehöre, dass jeder Kurde nicht nur ein guter Kämpfer, sondern auch ein belesener Intellektu­eller sein solle. Das habe ihn beeindruck­t, auch wenn er den sozialisti­schen Gedanken in der Ideologie nicht teile.

Manchmal habe ihn geärgert, dass es keine kugelsiche­ren Westen gab. „Aber das war nur ein Problem von uns Ausländern. Denn die Kurden führen ja eher einen Guerilla-Kampf und haben auch keine kugelsiche­re Weste“, erzählt Haller. „Sie sagen, die schwere Ausrüstung würde sie hindern, schnell zu agieren. So jedenfalls wurde mir das erklärt.“Er schätzt, dass ein Drittel mit einer Weste noch leben würde.

IS mit merkwürdig­er Taktik

Allerdings sei die Gegenseite noch unprofessi­oneller unterwegs. „Auf der Seite des IS sind die Kämpfer extrem schlecht ausgebilde­t“, sagt Haller. Direkten Kontakt an der Front hatte er nicht, wenn er auch einige tote Kämpfer nach der Eroberung gesehen hätte – manche mit blauen Augen und hellen Haaren. „Man hörte sie beim Angriff ,Allahu Akbar‘ rufen.“Dies sei natürlich keine besonders kluge Taktik gewesen. „Sie verraten dadurch ihre Position und fangen auch schon früh an, zu schießen.“Damit seien sie ein leichtes Ziel gewesen. Aber es gab natürlich auch immer die Angst. Haller hatte immer eine letzte Kugel bei sich, die er sich selbst in den Kopf geschossen hätte, wenn er lebend in die Hände des IS gefallen wäre – so wie jeder kurdische Kämpfer.

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