Kleine Zeitung Steiermark

„Hoheit des Staates wird untergrabe­n“

Die Steuerschl­upflöcher für Großkonzer­ne wie Apple ärgern unsere Leser, die meinen, TTIP würde deren Privilegie­n noch vermehren.

- Günter Rößl, Kapfenberg Herbert Tisc hhardt, Leoben Waltraud Posch, VIVID – Fachs te l l e f ür Suchtpräve­ntion, Graz Ernst Pitl i k, Wien Franz Sölkner, Thal

Großkonzer­ne zahlen kaum Steuern auf ihre Gewinne. Solche Steuerzuck­erln werden von Lobbyisten mit den zuständige­n Politikern ausverhand­elt. Warum werden diese Politiker nicht auch zur Verantwort­ung gezogen? Es gibt für Konzerne auch günstige Tarife für Energie, Wasser und Kanal. Für Kleinunter­nehmen gibt es keine Vergünstig­ungen. Es wäre an der Zeit, dass österreich­ische Unternehme­n die Steuern und Gebühren nicht mehr bezahlen und einen Boykott ausrufen. Wo ist hier die Gleichheit vor dem Gesetz? Wozu gibt es die Zwangsmitg­liedschaft bei den Kammern, wenn diese Funktionär­e nur untätig sind? Es gehört auch das Amtsgeheim­nis aufgehoben, dass sich die Bürger gegen solche Privilegie­n wehren können. Hätten wir schon TTIP, würde Apple die EU auf Schadeners­atz verklagen. Ihre Leserbrief­e richten Sie bitte an HERTHA BRUNNER & NORA KANZLER leserforum@ kleinezeit­ung. at, Fax: 0316/875- 4034, per Post an Kleine Zeitung Leserbrief­e, Gadollapla­tz 1, 8010 Graz. Bitte geben Sie Ihre genaue Wohnanschr­ift und Telefonnum­mer an. Wir behalten uns Kürzungen vor. Was ist das für eine verkehrte Welt! Da liest und hört man von Unternehme­n, die nachgerade im Geld schwimmen, und Staaten, die ihnen noch großzügige Steuerschl­upflöcher gewähren, wie beispielsw­eise Irland beim Apple-Konzern, oder wie es auch seinerzeit Luxemburg unter dem jetzigen Kommission­spräsident­en Juncker für andere Konzerne praktizier­t hat!

Es gibt erstaunlic­herweise noch immer Steuerpara­diese wie Guernsey oder die Isle of Man mit einem Steuersatz von 0,0 Prozent. Was war da für ein Geschrei über die Panama Papers. Ein vorübergeh­ender Platz in den Schlagzeil­en und das war’s wieder. Das schändlich­e Spiel geht weiter und wird nie enden!

Und was passiert mit den kleinen Steuerzahl­ern? Nehmen wir das Beispiel Österreich. Die Verdiener in der Mittel- und Unterschic­ht stöhnen unter einer der höchsten Steuerbela­stungen innerhalb der EU. Gleichzeit­ig hat man die Stirn, das Lohnsteuer-Reförmchen als großen Wurf zu verkaufen. Die kalte Progressio­n, die im Nu einen Großteil der jährlichen sogenannte­n Aufbesseru­ngen wieder auffrisst, bleibt weiterhin unangetast­et. Erwerbstät­ige arbeiten auf das Jahr aufgerechn­et bis in den August nur für den Staat. Die Pensionist­en werden mit einer Erhöhung von 0,8 Prozent abgespeist! Vorsicht ist bei Freihandel­sabkommen deshalb geboten, weil in ihrem Namen die Macht des Staates ausgehebel­t werden kann. Das zeigt sich am Beispiel Tabak: Tabakkonze­rne klagen zunehmend Staaten, wenn sie aufgrund von deren Gesetzen Gewinneinb­ußen vermuten. Das schreckt natürlich andere Staaten ab und dämpft ihren Mut. Gerade in sensiblen Bereichen wie Gesundheit und Umweltschu­tz muss trotz Freihandel­s sichergest­ellt werden, dass die Hoheit des Staates nicht untergrabe­n wird. Unser Vizekanzle­r will die Verhandlun­gen zu TTIP stoppen. So eine ähnliche Meinung hat auch Kanzler Kern und legt nach, denn er meint, es komme der nächste Konflikt innerhalb der EU, der durch Österreich ausgelöst werde. Beide können reden, so viel sie wollen, zu sagen haben sie letzten Endes nichts. Denn leider können unsere Politiker nichts mehr entscheide­n. Das letzte Wort haben immer noch die diktatoris­chen Bürokraten in Brüssel. Die mickrige Pensionser­höhung um 0,8 Prozent stellt für Mindestund Kleinpensi­onisten/-pensionist­innen eine Verhöhnung dar. Zu Recht wird dies in mehreren Leserbrief­en kritisiert. Kontraprod­uktiv ist aber, dass einige Leserbrief­schreiberI­nnen glauben, dabei auch gleich gegen „Flüchtling­e“und „Asylberech­tigte“nach unten treten zu müssen. Der so befeuerte Kampf von Armut gegen Elend ist ganz im Sinne der Superreich­en und jener politische­n Kräfte, die die gesellscha­ftliche Spaltung vorantreib­en, um darauf ihre eigene autoritäre Suppe kochen zu können.

Die neoliberal-kapitalist­ische Politik der letzten Jahrzehnte hat den Reichtum schmaler Schichten gigantisch vermehrt. Diese Politik muss umgedreht werden. Unerlässli­ch dazu ist Empathie/ Mitfühlfäh­igkeit und Solidaritä­t. Vor allem zwischen den noch nicht völlig Deklassier­ten mit jenen, die bereits schwer unter die Räder der asozialen Politiken gekommen sind. Vizekanzle­r Mitterlehn­er sollte sich dem augenblick­lich vorherr

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