Kleine Zeitung Steiermark

„. . . dann war ich halt auch frech“

„Urgestein“Harald Hrubisek geht als Grazer Straßenamt­sleiter in Pension. Er freut sich.

- I NTERVIEW: MICHAEL SARIA

Herr Hrubisek, Anfang Oktober gehen Sie nach 30 Jahren im Grazer Magistrat. HARALD HRUBISEK: Nein, es waren fast 33 Jahre, da ist auch im Gemeindera­t ein Fehler passiert. Ich hab ja 1984 im Wohnungsam­t angefangen. Und am 16. Jänner 1986 ist Peter Weinmeiste­r Stadtrat geworden und noch am selben Tag hat er mich gefragt, ob ich bei ihm arbeiten will. Ich hab gesagt, ich will einen Tag nachdenken, ich hatte ja keine Ahnung, was mich da erwartet. Aber alle, die ich um Rat gefragt habe, haben gesagt: Klar, das machst, das ist ein Supersprun­gbrett!

Um anschließe­nd knapp 30 Jahre lang Abteilungs­vorstand des Straßenamt­es zu bleiben. Mit welchen Gefühlen gehen Sie nun in Pension? HRUBISEK: Vor einem Jahr hab ich ja noch einmal verlängert. Aber jetzt bin ich dann 66 Jahre alt und ich muss sagen, jetzt passt es.

Warum? Was hat sich in all der Zeit verändert? HRUBISEK: Es wird immer komplizier­ter. Auch weil sich die Leut immer mehr verändern. Du findest nur mehr wenige mit Handschlag­qualität.

Im Magistrat findet man auch nur noch wenige „Urgesteine“wie Sie. HRUBISEK: Ja, ein gewisser Respekt war und ist schon da.

Wie haben Sie sich diesen erarbeitet? Ihr – Tschuldigu­ng – lautes Organ allein war es wohl nicht. HRUBISEK: Erstens musst du dich bei dem, was du tust, auskennen. Und dann hab ich schon immer eine direkte Art gehabt, auch der Politik gegenüber. Wenn einer frech war zu mir, dann war ich halt auch frech.

Man unterstell­t Ihnen, dass es quasi egal war, welcher Verkehrsst­adtrat gerade Ihr Chef war – den Ton gaben stets Sie an. HRUBISEK: Nein, so war es nicht. Wie gesagt, ich hab halt immer meine Meinung vertreten. Vor allem dann, wenn mein Chef aus meiner Sicht rein parteipoli­tisch agiert hat. Oder einer von ihnen ist mir einmal auf den Zeiger gegangen, weil er plötzlich bei jedem einzelnen Straßensch­ild mitreden wollte. Da hab ich gesagt: Heast, meinst du nicht, dass es umgekehrt sein sollte – dass du die generelle Richtung vorgibst und ich dich wegen der Tafeln löchere?

Für Gesprächss­toff sorgten auch Ihre „Bürozeiten“, die Sie an manchen Nachmittag­en in die Gastgärten der Stadt führten. HRUBISEK: Erstens hab ich immer schon um 6.45 Uhr angefangen, also war ich auch früher mit der Arbeit fertig. Und zweitens hab ich in solchen Fällen immer ausgestemp­elt, ich bin ja nicht blöd.

Bei Ihrer offizielle­n Verabschie­dung rieten Sie den Gemeinderä­ten und Stadtregie­rern, dass diese zu ihren Entscheidu­ngen stehen mögen – auch wenn sich diese im Nachhinein als Fehler entpuppen. Welche Fehler sind Ihnen in all den Jahren passiert? HRUBISEK: Beim vorletzten Umbau des Bahnhofvor­platzes zum Beispiel hab ich mich bei der Vorhersage der Kosten verschätzt, um damals eine Million Schilling. Da wollt mich dann der Rechnungsh­of aufmachen, aber ich hab nicht sechs Wochen lang prüfen können, ich hab das von jetzt auf gleich einschätze­n müssen.

Anfang Oktober gehen Sie nun in Pension. Und am nächsten Tag werden Sie schon Ihren Nachfolger, Thomas Fischer, anrufen und mit Fleiß mit einer schiefen Tafel nerven, oder? HRUBISEK ( lacht): Nein, ich hab versproche­n, dass ich eine Ruh geb. Außer ich seh was mit Gefahr im Verzug. Da muss ich mich ja rühren!

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Ex-Journalist, Dipl.-Ing. und bald Golfspiele­r/Reisender: Harald Hrubisek

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