Kleine Zeitung Steiermark

Die teure Tilgung der größten Bankenscha­nde

Schelling löst Pleitetrau­ma, Kärnten blutet 30 Jahre.

- ADOLF WINKLER

Die Hochfinanz sorgt sich, ob die fünftgrößt­e Bank der Welt, die für unsinkbar gehaltene Deutsche Bank, Staatsgeld benötigt. Italien pokert um Staatshilf­e für seine maroden Problemban­ken. Das macht die akute europäisch­e Dimension deutlich, mit der sich Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling gestern die Einigung mit den Heta-Gläubigern vorzeitig an die Brust heftete. Er kann die erste geordnete Bankabwick­lung nach der neuen EU-Richtlinie vorweisen.

Die darin verlangte Verlustbet­eiligung der Gläubiger wurde – zugegeben – mit der typisch österreich­ischen Methode „Darf ’s ein bissl mehr sein?“erreicht. Die Gläubigerb­anken streifen bis zu 90 Prozent Quote ein und obendrein Buchgewinn­e in den von Hypo-Schrott längst gesäuberte­n Bilanzen.

Es ist Schelling anzurechne­n, dass er mit Gesetzen und Verhandlun­gen die größte Bankschand­e endlich tilgt. Das stellt ihn über alle seine Vorgänger – von Karl-Heinz Grasser, bei dem die Bankaufsic­ht versagte, über Josef Pröll, über dessen Hypo-Verstaatli­chung sich Bayern freute, bis Maria Fekter, die die Bad Bank verabsäumt­e, und Michael Spindelegg­er, der sich mit untauglich­em HypoSonder­gesetz verabschie­dete.

Die Phalanx der mit der Hypo gestrandet­en Finanzmini­ster macht den Politik-Koloss deutlich, der sich auf den sorglosen Freibrief des Kärntner Landtags für Milliarden­haftungen aufgetürmt hat. Der vierte Untersuchu­ngsausschu­ss über das Bankungehe­uer Hypo liefert gerade den Endbericht. Weist er wieder nur wechselsei­tig Schuld zu, kann sich das Parlament verstecken. Gesetzlich­e Konsequenz­en wie strenge Grenzen und Transparen­z bei Haftungen sind so unerlässli­ch wie ein Länderinso­lvenzrecht.

DDenn aus dem Moloch aus Kreditleic­hen, Zockerverl­usten und Untreuever­brechen legte sich die Fessel der Haftungen wie ein Strick um Kärnten. Die Europa-Premiere der Regionsple­ite, von Experten genüsslich durchgespi­elt, bleibt dem verkauften Land erspart, ein Konkurs ist gebannt. Die Rechnung ist drei Jahrzehnte lang mit jährlich 40 Millionen zu zahlen. Es ist ein tiefblaues Auge, mit dem Kärnten gebrandmar­kt ist. Dass die Insolvenzl­ast am 10. Oktober offiziell abfällt, dem Feiertag zur Volksabsti­mmung, löst Assoziatio­nen zu Traumata aus – stattdesse­n soll das Land wieder vorwärtsbl­icken. ie Behandlung­skosten für Multiorgan­versagen bei der Hypo tragen Österreich­s Steuerzahl­er. 5,5 Milliarden Euro mussten sie schon leisten. Am Ende drohen acht Milliarden. Die Protagonis­ten, von Jörg Haider bis in den Landtag, haften nicht persönlich, nur vor der Geschichte. Sie erreichen den Autor unter

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