Die Wahrheit erzählen“ZUR PERSON
er plötzlich selbst sehr krank wird? Unser Regisseur Thomas Lilti ist selbst studierter Arzt, Landärzte sind für ihn Volkshelden. Dennoch ist dieser Berufsstand vom Aussterben bedroht. Unsere Geschichte ist eine Verneigung vor diesen Menschen.
Kennen Sie selbst einen Arzt wie Dr. Jean-Pierre Werner, den Sie hier verkörpern? CLUZET: Nein; aber in einer nicht so erfolgreichen Karrierephase kam ich mir ziemlich unnütz vor, ich überlegte, Medizin zu studieren. Und durch diese schöne Rolle kann ich nun Arzt sein. Eine wunderbare Seite dieses Berufs. Man kann alles sein, Schriftsteller, Pilot, Arzt. Wenngleich jeweils nur für rund zwei Monate.
Ihr Weg zur Schauspielerei war nicht einfach. Als Söhne eines Pariser Zeitungshändlers wuchsen Sie und Ihr Bruder in bescheidenen Verhältnissen auf. Sie waren acht, als Ihre Mutter die Familie verließ. CLUZET: Ja, sie war eine bildschöne Frau. Unser Vater war verzweifelt und depressiv. Und er verbot uns, zu weinen. Meine Tränen vergoss ich fortan im Stillen. Dann wurde er seltsam, erfand für sich eine adelige Herkunft, höhere Schulbildung. Damals begann ich, Lügen zu hassen. Vielleicht ein Fingerzeig, dass ich später als Schauspieler immer die Wahrheit erzählen wollte.
Wie sehen Sie Ihren Beruf heute? CLUZET: Allein ist man nichts. Man braucht immer einen Partner. Den Blick, den Austausch. Ich glaube nicht, dass man allein spielen kann. Als wir „Ziemlich beste Freunde“drehten, sah ich meine Aufgabe darin, den Stern meines Partners Omar Sy zum Strahlen zu bringen.
In „Der Landarzt von Chaussy“haben Sie die fabelhafte Marianne Denicourt zur Partnerin. CLUZET: Unsere erste Begegnung im Film ist eine wunderbare Sze- geb. 21. 9. 1955 in Paris. Verheiratet in zweiter Ehe, vier Kinder. Filme (Ausw.): „Zu schön für dich“, „Die Hölle“, „Prêt-à-Porter“, „So ist Paris“, „Die Kunst zu lieben“, „Ziemlich beste Freunde“. ne: Da halte ich sie für eine Patientin, und in Folge muss sie sich als Ärztin meine Anerkennung erst erarbeiten. Ich hatte Marianne zuvor nicht gekannt. Doch ein Gefühl stellte sich zwischen uns schnell ein: Du spielst für mich, ich spiele für dich. Je besser du bist, umso besser werde ich. Film ist Teamgeist. Wenn einer allein Erfolg haben will, soll er Maler oder Friseur werden.