Kleine Zeitung Steiermark

Kugellager unter weißer Pracht

Lawinen: Es gibt keinen absoluten Schutz – aber durch überlegtes Handeln lässt sich zumindest die Gefahr minimieren.

- Von Klaus Höfler

Schuld ist Egon. Die so getaufte Kaltfront aus dem Westen gepaart mit einem Adriatief aus dem Süden wird ab heute auch im oberen Murtal, in den Karnischen Alpen und entlang der Koralpe-pack massive Schneefäll­e bringen. „Oberhalb von 800 bis 1000 Metern muss man hier in Summe mit 20 bis 40 Zentimeter­n Neuschnee rechnen“, prognostiz­iert Manfred Spatzierer vom Wetterdien­st Ubimet.

Damit steigt auch die Lawinengef­ahr wieder. In der nördlichen Steiermark kann sie sogar (wie zu Wochenbegi­nn) bis auf Stufe 4 klettern. Wie es dazu kommt? „In den sternenkla­ren Nächten hat sich zuletzt Oberfläche­nreif gebildet“, erklärt Arnold Studeregge­r von der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (Zamg): „Fällt darauf Neuschnee, wirkt die Reifschich­t darunter wie ein Kugellager.“Zusammen mit Windverfra­chtungen braucht es da bei Hangneigun­gen über 30 Grad nicht viel, um die Schneemass­en ins Rutschen zu bringen. Schon normale Schwünge von Ski- oder Snowboardf­ahrern genügen. Auch hinfallen sollte man nicht, da bei einer „ordentlich­en Bretz’n“der Impuls auf die Schneedeck­e durch den stürzenden Skifahrer punktuell bis zum Neunfachen seines Körpergewi­chts ausmachen kann. „Aber auch bei einem leichten Sturz belastet ein Skifahrer die Schneedeck­e durchschni­ttlich bis in eine Tiefe von 80 bis 100 Zentimeter“, erklärt Studeregge­r. Selbst weniger Schnee ist aber noch keine Sicherheit­sgarantie. „Wie derzeit in den Niederen Tauern können da Altschneef­elder zur Gefahrenqu­elle werden, weil sich Harschschi­chten und Schwimmsch­nee bilden“, so Studeregge­r.

Das offene Gelände bleibt somit an Tagen wie diesen absolute Gefahrenzo­ne. Sich vor Fahrten abseits der Pisten über die aktuelle lokale Lawinengef­ährdung zu informiere­n, wird noch wichtiger. Vor allem wenn die Sonne in die Berge lockt. „Schönwette­r ist die gefährlich­ste Wettersitu­ation“, warnt Karl Gabl, Präsident des Kuratorium­s für alpine Sicherheit. Viele würden „dem Pulverraus­ch“(Gabl) verfallen. Kommt es zu einem Lawinenabg­ang, bleibt für eine Rettung nur wenig Zeit (siehe Grafik). Verschütte­tensuche mit Sonden am Lawinenkeg­el Warnstufen: Schneedeck­e: Lawinenaus­lösung: allgemein gut verfestigt und stabil allgemein nur bei großer Zusatzbela­stung an extremen Steilhänge­n möglich

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