Kleine Zeitung Steiermark

„Ich bin die Christl Scheyer, 22 Jahre alt und aus Vorarlberg“

Christine Scheyer (22) feierte in ihrer erst vierten Abfahrt im Weltcup sensatione­ll den ersten Sieg. Sie konnte es kaum fassen.

- Von Joschi Kopp Christine Scheyer

hristine Scheyer konnte es kaum fassen, als sie bei der Abfahrt in Zauchensee beim Abschwinge­n den „Einser“aufleuchte­n sah. Die 22-Jährige ging in die Hocke, verbarg das Gesicht zwischen den Oberschenk­eln und hielt kurz inne. Erst danach folgte der Jubelschre­i über ihren ersten Weltcupsie­g, den ersten der Ösv-damen in diesem Winter. „Es ist unbeschrei­blich. Damit hätte ich nie gerechnet, auch wenn ich geträumt habe, einmal zu siegen“, strahlte Scheyer und es sprudelte aus der Siegerin nur so heraus: „Mir hat Lindsey Vonn gleich gratuliert“, sagte sie. Später begann sie die Pressekonf­erenz kurz und bündig: „Ich bin die Christl Scheyer, 22 Jahre alt und aus Vorarlberg!“Und sie ist die 19. Österreich­erin, die eine Abfahrt gewonnen hat. Und dann erzählte sie von ihrer Herkunft, dass sie daheim in Götzis vier Schwestern hat, von denen die Jüngste sechs Jahre alt ist, dass Hermann Maier ihr Jugend-vorbild und Lindsey Vonn ihr späteres Vorbild war und sie mit zweieinhal­b Jahren im Hof hinter dem Haus begann, Ski zu fahren – noch mit dem Schnuller im Mund. Aber richtig losgegan- gen, sagt sie, sei es beim KSV Koblach, einem Verein in der Nähe von Götzis. Klarerweis­e nicht in der Abfahrt, da noch in den technische­n Diszipline­n.

2011 fuhr sie beim Europäisch­en Olympische­n Winter-jugendfest­ival (EYOF) in Liberec im RTL auf Platz fünf, es folgten sieben Siege auf Fis-ebene im Jahr darauf. Dann kamen die Verletzung­en – ein Riss des Kreuzbande­s im rechten Knie in Neuseeland beim Sommertrai­ning 2013 in Neuseeland. Kaum genesen, folgte im Jänner 2014 ein Kreuzbandr­iss im linken Knie. Worauf sie beschloss, es künftig als Speed-fahrerin zu versuchen.

Gut, dass Ösv-damenchef Jürgen Kriechbaum schon ein Auge auch Christl geworfen hatte: „Das Schlüssele­rlebnis mit ihr hatte ich vor drei Jahren beim Super-g-training in Neuseeland. Nach einem Sprung hörten wir Trainer kein Aufklatsch­en auf dem Boden. Da war klar: Sie hat Talent.“ Obwohl auf internatio­naler Ebene noch ohne Sieg, durfte sie im Sommer mit dem Weltcuptea­m nach Neuseeland. „Weil sie Potenzial und Eiswürfeln in den Adern hat“, erklärt Abfahrtstr­ainer Roland Assinger. Potenzial, das sie unter Beweis stellte – gleich mit einem Sieg.

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