Die schönsten Seiten des Frühjahrs
Das Literaturjahr 2017 hat mit Robert Walser, T. C. Boyle und Elena Ferrante gestartet. Eine Vorschau weiterer Neuerscheinungen der nächsten Monate.
VORSCHAU
Die ersten Höhepunkte des Literaturjahres liegen schon in den Buchhandlungen: Martin Walsers „Statt etwas oder Der letzte Rank“ist ein Buch voller Lebensweisheiten und philosophischer Sentenzen. Us-autor T. C. Boyle erzählt in „Die Terranauten“von acht Menschen, die zwei Jahre unter einer Glaskuppel verbringen. Das Essen im vermeintlichen Garten Eden wird knapper, die Luft dünner und die Spannungen zwischen den Bewohnern wachsen. Und auch Band zwei der neapolitanischen Saga von Elena Ferrante ist bereits unter dem Titel „Die Geschichte eines neuen Namens“erschienen (eine Kritik dazu lesen Sie rechts).
Es geht spannend weiter: Ende Jänner erscheint Paul Austers Roman „4 3 2 1“. In diesem Opus magnum erzählt er die Lebensgeschichte eines jungen Amerikaners in den 1950erund 1960er-jahren in vier verschiedenen Versionen. Julian Barnes widmet sich im Künstlerroman „Der Lärm der Zeit“(Februar) dem Leben des Komponisten Dmitri Schostakowitsch zwischen Kunst und politischer Unterdrückung. Toni Morrison, 85 Jahre jung, legt im April den Roman „Gott, hilf dem Kind“vor, in dem die Literaturnobelpreisträgerin wieder die Situation der Schwarzen in den USA beleuchtet. Wohl ein weiterer wichtiger Roman im Kampf gegen Rassismus.
Als philosophischer Schelmenroman angekündigt ist das neue Werk von Jostein Gaarder: „Ein treuer Freund“(März) handelt von Jakop Jacobsen, der in einem abgelegenen Tal wohnt und mit einer Handpuppe philosophische Zwiegespräche führt. Der Spanier Carlos Ruiz Zafón verknüpft in „Das Labyrinth der Lichter“(März) die Erzählfäden seiner Bestseller „Der Schatten des Windes“, „Das Spiel des Engels“und „Der Gefangene des Himmels“zu einem spannenden Finale.
Neues gibt es auch vom Portugiesen António Lobo Antunes, der in „Ich gehe wie ein Haus in Flammen“(April) alle Mieter eines ganz normalen Wohnhauses in Lissabon zu Wort kommen lässt. Für Aufsehen wird wohl auch Karl Ove Knausgård sorgen: Der finale sechste Band seines autobiografischen Mammutwerks erscheint unter dem Titel „Kämpfen“Ende Mai.
Posthum erscheinen unter anderem Texte von Umberto Eco („Pape Satàn“, Ende Jänner) und Péter Esterházy, der in seinem „Bauchspeicheldrüsentagebuch“(März) seiner Er- Us-literatur vom Feinsten: T. C. Boyle und Toni Morrison krankung mit Neugier und Aufrichtigkeit begegnet. Außerdem darf man sich auf eine angekündigte „literarische Sensation“freuen – nämlich auf neu entdeckte Erzählungen von F. Scott Fitzgerald („Für dich würde ich sterben“, April).
Auch deutschsprachige Autoren waren wieder fleißig: Franzobel lotet im 600-Seitenwälzer „Das Floß der Medusa“(Ende Jänner) Fragen von Moral und Zivilisation aus: Vor der Westküste Afrikas entdeckt ein Kapitän im Jahr 1816 ein Floß, auf dem 15 Menschen zwei Wochen lang auf offener See den Untergang der Fregatte Medusa überlebt haben. Ebenfalls Ende Jänner erscheinen unter dem Titel „Zwanzig Lewa oder tot“Reiseerzählungen von Karl-markus Gauß, der in Osteuropa und auf dem Balkan unterwegs war.
Radek Knapps Erzählung „Der Mann, der Luft zum Frühstück aß“über einen von Polen nach Wien emigrierten zwölfjährigen Helden kommt im Februar heraus – wie auch Kurt Palms „Strandbadrevolution“, dessen Roman in einen Sommer in der österreichischen Provinz in den frühen 1970er-jahren führt. Franz Schuh ist in „Fortuna“auf Glückssuche, und Bachmannpreisträger Tex Rubinowitz fordert „Lass mich nicht allein mit dir“(beide im Februar).
Doris Knecht erzählt ab März anhand des Festival-intendanten Viktor, der zwei Exfrauen, eine Lebensgefährtin und zahlreiche weitere Affären hat, „Alles über Beziehungen“. In „Tiere für Fortgeschrittene“(März) greift Eva Menasse kuriose Tiermeldungen auf und widmet sich doch ganz der Gattung Mensch. Und Ilija Trojanow beschäftigt sich in seinem autobiografischen Essay „Nach der Flucht“(Mai) mit einer Erfahrung, die ihn bis heute geprägt hat: die Flucht mit seiner Familie aus Bulgarien.
Krimi- und Thrillerfans können sich unter anderem auf Neues von Martin Suter freuen. Der Schweizer Autor lässt in seinem Wirtschaftsthriller