Feldbett für den Kanzler
Kern und Doskozil besuchen geheimsten Ort Österreichs. Bei jeder Fahndung in Europa rattert der Supercomputer im Berg.
Vor 20 Jahren wäre man hinter Gitter gewandert, wenn man die Existenz dieses vormals geheimsten Ortes Österreich medial enthüllt hätte. Heute ist es längst nicht mehr so. Am Ende eines kleinen Seitentals bei St. Johann im Pongau gräbt sich der Tunnel tief in den Berg hinein. In der Hochphase des Kalten Kriegs hätte sich die Regierung im Ernstfall in die Bunkeranlage, die unter dem Decknamen „Zentrales Ausweichsystem“firmiert, zurückgezogen. Von der Einrichtung und vom Komfort her könnte das kahle Kanzlerzimmer spielend mit einer Einzelzelle in einem Hochsicherheits- mithalten. „Ich hätte mir einen Austria-wien-schal aufgehängt“, scherzt Bundeskanzler Christian Kern bei der Besichtigung seiner spartanischen Notbleibe, das Feldbett hatte man weggeräumt.
Das war aber nicht der Grund, warum Kern – als erster Kanzler seit 30 Jahren – gemeinsam mit Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil diesen geheimnisumwitterten Ort besuchte. Die Anreise erfolgte im Blackhawk-hubschrauber. Vom vielgeschoßigen Regierungsbunker aus wird seit Jahren der österreichische Luftraum überwacht. Eine Handvoll Militärs verfolgen auf riesigen Bildschirmen die Flugbewegungen in einem Umkreis von 500 Kilo- um unsere Staatsgrenze. Im Bedarfsfall steigen die in Zeltweg stationierten Eurofighter auf.
Seit einer Woche gehen in der Anlage auch Schweizer und deutsche Luftwaffenoffiziere ein und aus. In Davos geht das hochkarätige Weltwirtschaftsforum über die Bühne, die Flugverbotszone reicht bis nach Tirol und Vorarlberg hinein. Erstmals fliegen die Eurofighter gemeinsam mit Schweizer F-18 Pagefängnis trouille – und zwar im österreichischen wie auch im Schweizer Luftraum. Beiläufig scheinen auf der Videowand die Linienmaschinen, die aus Krisenländern stammen (Russland, Ukraine, Kirgisien, Türkei) und nach Mitteleuropa unterwegs sind, auf – für alle Fälle. Die Militärs beschäftigen sich nicht nur mit einem Szenario nach Vorbild des 11. Septembers. Größeres Kopfzerbrechen, weil schwerer zu überwachen, bereimetern