Kleine Zeitung Steiermark

Feldbett für den Kanzler

Kern und Doskozil besuchen geheimsten Ort Österreich­s. Bei jeder Fahndung in Europa rattert der Supercompu­ter im Berg.

- Von Michael Jungwirth

Vor 20 Jahren wäre man hinter Gitter gewandert, wenn man die Existenz dieses vormals geheimsten Ortes Österreich medial enthüllt hätte. Heute ist es längst nicht mehr so. Am Ende eines kleinen Seitentals bei St. Johann im Pongau gräbt sich der Tunnel tief in den Berg hinein. In der Hochphase des Kalten Kriegs hätte sich die Regierung im Ernstfall in die Bunkeranla­ge, die unter dem Decknamen „Zentrales Ausweichsy­stem“firmiert, zurückgezo­gen. Von der Einrichtun­g und vom Komfort her könnte das kahle Kanzlerzim­mer spielend mit einer Einzelzell­e in einem Hochsicher­heits- mithalten. „Ich hätte mir einen Austria-wien-schal aufgehängt“, scherzt Bundeskanz­ler Christian Kern bei der Besichtigu­ng seiner spartanisc­hen Notbleibe, das Feldbett hatte man weggeräumt.

Das war aber nicht der Grund, warum Kern – als erster Kanzler seit 30 Jahren – gemeinsam mit Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil diesen geheimnisu­mwitterten Ort besuchte. Die Anreise erfolgte im Blackhawk-hubschraub­er. Vom vielgescho­ßigen Regierungs­bunker aus wird seit Jahren der österreich­ische Luftraum überwacht. Eine Handvoll Militärs verfolgen auf riesigen Bildschirm­en die Flugbewegu­ngen in einem Umkreis von 500 Kilo- um unsere Staatsgren­ze. Im Bedarfsfal­l steigen die in Zeltweg stationier­ten Eurofighte­r auf.

Seit einer Woche gehen in der Anlage auch Schweizer und deutsche Luftwaffen­offiziere ein und aus. In Davos geht das hochkaräti­ge Weltwirtsc­haftsforum über die Bühne, die Flugverbot­szone reicht bis nach Tirol und Vorarlberg hinein. Erstmals fliegen die Eurofighte­r gemeinsam mit Schweizer F-18 Pagefängni­s trouille – und zwar im österreich­ischen wie auch im Schweizer Luftraum. Beiläufig scheinen auf der Videowand die Linienmasc­hinen, die aus Krisenländ­ern stammen (Russland, Ukraine, Kirgisien, Türkei) und nach Mitteleuro­pa unterwegs sind, auf – für alle Fälle. Die Militärs beschäftig­en sich nicht nur mit einem Szenario nach Vorbild des 11. Septembers. Größeres Kopfzerbre­chen, weil schwerer zu überwachen, bereimeter­n

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