„Sie hat mir furchtbar leidgetan“
Pensionist verursachte Unfall, um sich und seine demente Frau zu töten: Nur sie starb. Der Mordprozess hat gestern begonnen.
Schuldig“, sagt der schmächtige grauhaarige Mann auf der Anklagebank im Schwurgerichtssaal des Landesgerichtes Graz. Johann P. (70) ist am 24. Juli des Vorjahres mit seinem Pkw mit 100 km/h ungebremst und absichtlich gegen ein Kellerstöckl in Wolfgruben (Weiz) gefahren. Er wollte sterben, und er wollte seine Frau, die am Beifahrersitz saß, töten. Einen Monat später erlag sie ihren Verletzungen.
Die Staatsanwaltschaft hat ihre ursprüngliche Anklage deshalb von versuchtem Mord auf Mord geändert. „Es ist eine menschliche Tragödie, die hier juristisch abgehandelt werden muss“, erklärt Verteidiger Gerald Ruhri den Geschworenen.
Im Jahr 2012 erkrankte Christine P. an einer Virusinfektion des Gehirnes, die Folge war eine schwere und sich ständig verschlimmernde Demenz mit zu- nehmender Aggressivität. Eine 48 Jahre dauernde „harmonische Ehe“endete in Verzweiflung und Überforderung. Er pflegte sie vier Jahre lang, sie erkannte ihn am Ende nicht mehr. „Es ist meine Aufgabe gewesen“, erklärt er der vorsitzenden Richterin Susanne Haas. „Ich hätte es nicht ertragen, wenn sie ins Heim gekommen wäre.“
Die Kinder hätten ihn „im Stich gelassen“, Pflegerinnen hätten wegen der Aggressivität der Dementen aufgegeben. Am Tag vor der Tat sagte sie sechsmal, sie wolle nach Hause. Sechsmal setzte er sie ins Auto, fuhr eine Runde. „Schau, jetzt sind wir daheim.“Sie war beruhigt, stieg aus, ging in ihr Haus und sagte: „Ich will heim!“ Am 24. Juli setzte er sie wieder ins Auto, montierte beide Nackenstützen ab und fuhr los. Zweieinhalb Kilometer von ihrem Zuhause entfernt beschleu-