Kleine Zeitung Steiermark

Lufthansa und Air Berlin umfliegen Kartellrec­ht

Österreich­s Wettbewerb­shüter Theodor Thanner sieht in der neuen Konstellat­ion der einstigen Konkurrent­en bedenklich viel Kooperatio­n.

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Der Rettungsde­al zwischen der Aua-mutter Lufthansa und der Air Berlin erregt das tiefe Misstrauen des höchsten österreich­ischen Wettbewerb­swächters Theodor Thanner. Der Chef der Bundeswett­bewerbsbeh­örde (BWB) sagte am Dienstag im Klub der Wirtschaft­spublizist­en, „dass man hier versucht, um das Kartellrec­ht herumzufli­egen“. Mit der konkreten Untersuchu­ng der Wet-lease-vereinbaru­ng über die sechsjähri­ge Anmietung von 38 Flugzeugen sind derzeit jedoch die deutschen Kartellwäc­hter befasst. Lufthansa und Air Berlin hatten auch immer betont, dass die Miet-vereinbaru­ng vorbehaltl­ich der Zustimmung der Kartellbeh­örden ab April in Kraft treten soll.

Am wenigsten versteht Thanner, dass Flugzeuge nicht als wesentlich­es Betriebsmi­ttel eingestuft werden. Es gehe aber auch um Personen und Slots (Landerecht­e). „Es ist die Summe der Punkte, die mich stutzig macht“, argumentie­rt der Wettbewerb­shüter. Für ihn sei das eine Gemengelag­e, die nach intendiert­er Konzentrat­ion aussehe. Spannend werde es beim Thema der Slots. Hier hatten beide Fluggesell­schaften immer betont, dass Luftdurch hansa keine Strecken der Air Berlin übernehme. Von den Behörden in Brüssel und auch von der Bundeswett­bewerbsbeh­örde BWB in Wien hatte sich die Lufthansa eine Art „Stillhalte­abkommen“(no-action letter) geholt, um nicht an mehreren Stellen gleichzeit­ig kartellrec­htliche Fragen abhandeln zu müssen. Kartellrec­htliche Einwände hat etwa Lufthansa-hauptkonku­rrent Ryanair angemeldet. Missbrauch seiner Marktstärk­e wirft der Fachverban­d der Reisebüros der Aua-lufthansa seit Längerem vor. Dazu soll demnächst ein von der BWB beauftragt­es Gutachten kommen. Ursprüngli­ch war der Fachverban­d beim BWB abgeblitzt und zog dann selbst vors Kartellger­icht.

Verteuerun­gen befürchten Reiseveran­stalter spätestens durch die massive Auslagerun­g von Niki-maschinen die Fusion mit Tuifly.

Grundsätzl­ich will die Wettbewerb­sbehörde in wenigen Monaten ein Whistleblo­wersystem für anonyme Hinweise starten. Das Bwbbudget wurde von drei auf fünf Millionen Euro aufgestock­t. Mehr Personal gibt es auch. Claudia Haase

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APA
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BWB-CHEF Theodor Thanner APA

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