Entwaffnende Ehrlichkeit im Kreml
Außenminister Kurz pendelt zwischen Kiew und Moskau als Vermittler. Und hört in Russland neue Töne.
REPORTAGE.
Es ist eine feine Adresse, an der sich Donald Trump 2013 in Moskau einmietete, um – wie manche Geheimdienstquellen behaupten – mit Prostituierten weniger feine Eskapaden zu unternehmen. An der Twerskaja Nummer 3, der Prachtstraße der russischen Hauptstadt in unmittelbarer Kreml-nähe, ragt der Protzbau des luxuriösen Ritz-carltonhotels gegen den grauen Winterhimmel. Hier steigt Reich, Schön und weniger Schön ab, und wenige Tage vor der Angelobung Trumps sah sich der russische Präsident einmal mehr veranlasst, seinen künftigen Amtskollegen aus den USA in Schutz zu nehmen. Er könne sich nicht vorstellen, dass Trump sich mit russischen Mädchen mit – wie Putin es nannte – „verringerter sozialer Verantwortung“treffe. Auch wenn diese, so der Kreml-chef in Macho-allüre, „die besten der Welt seien“. Und in jedem Fall habe der russische Geheimdienst anderes zu tun gehabt, als Milliardäre in Hotelzimmern zu beobachten.
Morgen wird der Republikaner als Us-präsident angelobt. Groß ist die Hoffnung in Russland, dass es unter dem Immobilienmilliardär zu einer Verbesserung der Beziehungen kommen wird. Wie sehr diese unter Barack Obama im Argen lagen, machte der russische Außenminister Sergei Lawrow gestern bei einer gemeinsamen
WPressekonferenz mit Sebastian Kurz klar. Er habe es satt, sich von der Us-administration unbewiesene Hackerangriffe und Einmischung in den Us-wahlkampf vorwerfen zu lassen, wetterte Lawrow, um in einem Aufwaschen auch dem deutschen Außenminister Frank-walter Steinmeier und dem französischen Ex-premier Manuel Valls vorzuwerfen, sich mit ihren Trump-kritischen Kommentaren unzulässig in den USA eingemischt zu haben.
Erneut sprang Moskau für den künftigen Präsidenten in Washington in die Bresche. „Trump will die Interessen der Vereinigten Staaten klar vertreten – das verstehen wir und tun wir unsererseits auch“, erklärte Lawrow. Wenn es dabei möglich sei, zusammenzuarbeiten, wäre es dumm, dies nicht zu tun – eine ähnliche Diktion hatte Trump kürzlich in einem Tweet bezüglich Russland verwendet. ie weit eine künftige Zusammenarbeit gehen könnte, wird in Moskau dennoch vorsichtig beurteilt: „Eine neue Ära wird nicht ausbrechen“, ist der Politologe Dmitrij Trenin vom Moskauer Carnegie-institut überzeugt. Denn trotz Trumps Sympathiebekundungen herrsche im Pentagon und in den Ussicherheitsdiensten weiter eine skeptische Haltung gegenüber Russland vor.
Die Mission von Sebastian Kurz in Moskau fügte sich ins