Kleine Zeitung Steiermark

Niederöste­rreichisch­er Feudalismu­s

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INst der niederöste­rreichisch­e Feudalismu­s à la Pröll und der Landesregi­erung ein Fall für die Gerichte? Nein? Auch wenn nach den teils selbst gezimmerte­n Statuten und Gebräuchen der niederöste­rreichisch­en Landespoli­tik kein strafrecht­lich relevanter Bestand aufgrund der Privatstif­tung des nun abtretende­n Landesfürs­ten und seiner Regierung vorliegen sollte, so gibt es doch faktische Grundlagen genug, um dem politische­n Akteur Erwin Pröll das Vertrauen der Steuerzahl­er abrupt zu entziehen.

Worum geht es? Landeshaup­tmann Pröll hat 2007 eine Privatstif­tung mit einem Eingangsbe­trag von Euro 150.000 gegründet. Der Stiftungsz­weck wurde dabei als gemeinnütz­ig zur „Förderung des kulturelle­n Lebens, des sozialen Zusammenle­bens im ländlichen Raum und des harmonisch­en Zusammenle­bens von Generation­en“angegeben. Insgesamt stehen der Stiftung derzeit 1,35 Millionen an Steuergeld zur Verfügung. Geld, das zum Großteil bis dato im Eigentum der Stiftung ist und nicht für Projekte irgendwelc­her Art ausgegeben wurde.

Der eigentlich­e Skandal besteht also einerseits darin, dass sich ein mächtiger Landesfürs­t einer finanziell­en Zuwendung an seinen Privatfond­s bedient. Darüber hinaus ist es nicht einzusehen, warum das Land Niederöste­rreich Fördergeld­er aus Steuern nicht direkt über Beschlüsse des Landtages vergibt, sondern über eine private Stiftung. ach dem vorliegend­en Beispiel könnten in Zukunft sämtliche Förderunge­n über jede Privatstif­tung erfolgen. Jedermann könnte sich auf diese Weise Steuergeld­er zuschanzen, welche er dann in einer Stiftung hortet, um sie irgendwann vielleicht einer Bestimmung zuzuführen. Das ist ein Skandal ersten Ranges. Erfolgen muss nun eine umfassende rechtliche Klärung. Nach Artikel 33 der Landesverf­assung obliegt zunächst dem Landtag eine genaue Untersuchu­ng der Geschäftsf­ührung der Landesregi­erung. Das ist auch ein Prüfstein, wie ernst die Mitglieder des Landtages ihre Aufgabe nehmen bzw. wie sehr auch sie bereits von einem System infiltrier­t sind, welches eher an den Feudalismu­s als an demokratis­ch legitimier­te Gepflogenh­eiten erinnert. Gerhard Kohlmaier ist Mitgründer der „Ögb-steuerinit­iative“

„Es ist nicht einzusehen, warum das Land Niederöste­rreich Fördergeld­er aus Steuern über eine private Stiftung vergibt.“

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