Kleine Zeitung Steiermark

Geständnis mit wenig Reue

Petzner verdient Respekt, ließ aber eine Chance aus.

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WKenn Stefan Petzner etwas von seinem langjährig­en Chef Jörg Haider gelernt hat, dann ist es die Kunst, keine Möglichkei­t zur Selbstinsz­enierung auszulasse­n. Und so wurde seine gestrige Einvernahm­e als Angeklagte­r beim Prozess in der Causa Bzöwahlbro­schüre zur unterhalts­amen Petzner-show: zwischen nonchalant und fahrig, theatralis­ch gestikulie­rend und pointiert, immer für ein Bonmot zu haben. Als Höhepunkt ein Geständnis des als Beitragstä­ter geführten Petzner.

Eines, zu dem ihn auch Richter Christian Liebhauser-karl mit geschickte­r Prozessfüh­rung geleitet hat. Juristisch gesehen gibt es jetzt ein umfassende­s reumütiges Geständnis. Das ist lobenswert und wird sich für Petzner strafmilde­rnd auswirken. Das Geständnis war aber auch eines: Show.

Wer Petzners Worten genau zugehört hat, wird wenig Reue vernommen haben. Nach wie vor insistiert er, dass die inkriminie­rte Broschüre primär Werbung fürs Land und weniger fürs BZÖ gewesen sei. Einen Fehler eingestehe­n? Sich entschuldi­gen für eine dreiste Vorgangswe­ise? Eine fragwürdig­e Vermischun­g von Regierungs­arbeit und Partei bekennen? Das alles hat Petzner nicht getan. aum eine Spur von Unrechtsbe­wusstsein. Nur der Verweis, dass solche Praktiken ja in anderen Parteien und Bundesländ­ern auch Usus seien. Das Fehlverhal­ten anderer mindert das eigene nicht. Einen kleinen Beitrag zur politische­n Hygiene leistet Petzner mit dem Geständnis. Die große Chance, ein Vorbild für andere zu werden, hat er ausgelasse­n. Wolfgang Fercher

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