Kleine Zeitung Steiermark

Die Milchmädch­enrechnung

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DWie Wirtschaft auf Kosten der Zukunft, der Kinder und Familien, zu entlasten – das ist der Plan A von Bundeskanz­ler Christian Kern: Er möchte die Lohnnebenk­osten senken, indem er die Dienstgebe­rbeiträge zum Familienla­stenausgle­ichsfonds (FLAF) halbiert. Das bedeutet Mindereinn­ahmen von drei Milliarden Euro. Die Einnahmen jenes Topfes, der u. a. Familienbe­ihilfe, Kinderbetr­euungsgeld, Schulbüche­r, Schülerfre­ifahrten oder die Mutter-kind-pass-untersuchu­ngen bezahlt, werden halbiert; dem FLAF wird mit diesem Vorschlag die wesentlich­ste und verlässlic­hste Finanzieru­ngsgrundla­ge entzogen.

Wenn für den Bundeskanz­ler gleichzeit­ig klar ist, dass es keine Leistungsk­ürzungen geben darf, ist das eine Milchmädch­enrechnung: Wird in den Fonds weniger einbezahlt, kann daraus weniger finanziert werden. Zu glauben, das könne ohne Kürzungen für die Familien funktionie­ren, ist naiv! Regelmäßig wurden in der Vergangenh­eit Leistungen aus Kostengrün­den reduziert.

Mögliche Gegenfinan­zierungsma­ßnahmen wie höhere Steuern für internatio­nale Konzerne oder eine „Effizienzs­teigerung“bei Gebietskör­perschafte­n und Sozialvers­icherungst­rägern sind weder konkret noch nachhaltig. Es gibt keine Garantie, dass sie überhaupt wirksam werden und nicht innerhalb eines Jahres verpuffen und das Geld für die Familien dann nicht dauerhaft weg ist. Die allermeist­en Menschen, die für Kinder sorgen, sind hochkompet­ent und schaukeln einen sehr lebendigen Alltag mit ihren Kindern. Sieben Tage die Woche leisten sie Betreuungs-, Pflege- und Erziehungs­arbeit. Davon profitiere­n sie nicht nur persönlich, sondern wir alle. Und es gibt zahlreiche Erkenntnis­se des Verfassung­sgerichtsh­ofes, die klar geregelt haben, in welcher Höhe diese Leistungen im Interesse der Allgemeinh­eit finanziell zu berücksich­tigen sind. Es geht dabei nicht um Almosen, sondern um einen gerechten Ausgleich zwischen denen, die Sorgepflic­hten haben, und denen, die derzeit nicht für Kinder sorgen müssen. enn einer Partei nur einfällt, die Wirtschaft primär auf Kosten der Familien zu entlasten, und die andere Partei nichts dagegenhäl­t, ist das eine Bankrotter­klärung der Regierung.

Alfred Trendl ist Präsident des Familienve­rbandes

„Wenn die Wirtschaft auf Kosten der Familie entlastet werden soll, ist das eine Bankrotter­klärung der Regierung.“

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