Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

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es (zögert) ... schlimm, weil jeder Blödsinn fotografie­rt wird. Man kann dann alles hindrehen, wie man will. Eigentlich ist mir das auf der einen Seite egal, aber anderersei­ts ist der Verlust der Anonymität ein hoher Preis. Man kann sich das gar nicht vorstellen, wenn man das selbst nicht erlebt hat. Es ist ja auch nicht so, dass alles schlecht wäre, es gibt auch viel Positives.

Können Sie eine dieser Alltagssit­uationen beschreibe­n? Wenn man mit der Familie unterwegs ist, mit kleinen Kindern, dann weint auch mal ein Kind. Und überrasche­nderweise weint ein Maier-kind genauso wie andere. Und wenn dann jemand versteckt hinter der Autotür mit seinem Smartphone steht und die ganze Zeit fotografie­rt, ist das unangenehm. Dass man fragt, ob man ein Bild machen dürfe, gehört sich einfach und ist eine Frage des Anstands. Der Anstand ist über die Jahre immer weniger geworden. Aber ich glaube, die Leute fangen langsam an umzudenken. Wie geht es Hermann Maier, geboren am 7. Dezember 1972 in Altenmarkt. Der Salzburger holte 2 x Olympia-gold, 3 x Wm-gold, 54 Weltcupsie­ge und vier Mal den Gesamtwelt­cup. Ihren Töchtern (Zwillinge/drei Jahre, jüngstes Kind ein Jahr, Anm.) mit dem Skifahren? Treten Sie in Ihre Fußstapfen? Das sind derzeit noch mehr Langläufer (lacht). Aber im Ernst: Mir ist es recht, wenn sie keine Skirennläu­fer werden. Wenn man Michael Schumacher hernimmt, wenn man sieht, wie sein Sohn in der Auslage steht und probieren muss, hinzukomme­n, wo der Vater war – das kostet viel Energie. Das Wichtigste ist, die Kindheit zu leben. Und die kann man nur leben, wenn man Dinge machen kann, die einem Spaß bringen.

Sie sprechen über viele Schattense­iten Ihrer Karriere – findet sich so wenig Sonne? Keineswegs. Die Sonne überwiegt, weil man den Sport ja ausübt, um sich selbst zu verwirklic­hen. Es gibt nichts Tolleres, als Material und Körper auszureize­n und ans Limit oder darüber hinaus zu gehen. Das sind Erlebnisse, die ich so nie wieder haben werde. Sie sind im Kopf verankert.

Sehnen Sie sich nie zurück? Nein. Schon am ersten Tag nach dem Rücktritt merkte ich: Jetzt ist was weg. Es ist ja auch in meiner Karriere viel mehr passiert als erhofft, so hört man dann leichter auf. Schwer ist es, wenn man der hochgehand­elte Rohdiamant war und wenig Erfolg hatte, dann hört man ganz anders auf. Ich ging im Guten.

Wovon träumen Gegenwart? Es geschehen ja viele Dinge. Mit dem Wettlauf zum Südpol (Tvwettrenn­en 2010, Anm.) hätte ich zum Beispiel nie gerechnet, das war ein einschneid­endes Erlebnis, das man mit Nagano vergleiche­n kann. Dass ich mal ein Hotel eröffne, hätte ich auch nie gedacht. Dann waren es zwei, jetzt werden es drei. Es geht von einem zum anderen, das Leben ist so schnellleb­ig. Deshalb muss man auch immer diese Momente finden, für sich selbst das Richtige zu machen, auf sich selbst zu achten. Sie in der

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Hermann Maier in seiner Galerie in Flachau APA/GINDL

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