Leben unter der Brücke bei – 14,4 Grad
Unsere Leser sorgen sich um Michi, jenen Obdachlosen, der in seinem Zelt nicht nur eisige Temperaturen zu spüren bekommt.
Dieser Winter hat’s in sich. Egal, ob Sie Albert Sudy von der Zentralanstalt für Meteorologie fragen – oder ihn: Michi. Seit knapp zehn Jahren lebt der Südsteirer, der im Oktober 40 Jahre alt geworden ist, in Graz, seit 2013 auf der Straße. Oder, um genau zu sein, in einem Zelt unter der Brücke (wir berichteten).
Auch bei Temperaturen um die minus zehn Grad und weniger. Solche frostige Gradwanderungen hat’s in diesem Winter ja schon mehrfach gegeben. Das alte Jahr hat sich bereits mit minus 7,6 Grad (gemessen am 31. Dezember bei der Zamg-messstelle Graz-universität, am Thalerhof waren es minus 11,8 Graz) verabschiedet, Spitzenreiter im neuen Jahr war bis dato der 11. Jänner mit minus 14,4 Grad (Uni), Thalerhof meldete an jenem Tage gar minus 17,7 Grad.
Diese Eiseskälte lässt unsere Leser nicht kalt. Schon nach dem ersten Bericht über Michi im Vorjahr hatten sie mit einer Welle der Hilfsbereitschaft reagiert – jetzt kam neuerlich die Frage: Wie geht es dem Obdachlosen, braucht er Schlafsack oder Decken?
„Sicher ist es kalt, da brauchen wir nicht reden“, gibt ein dick eingemummter Michi gerne zu. Vor allem „die Finger“. Mehr weh tut ihm aber menschliche Kälte. Mitten in der Nacht hat es wieder einmal „bumm gemacht – und dann liegt ein Eisentrumm da“. Ein massives kantiges Stück, das im Zelt zwei Einrisse hinterlassen hat – und mit dem man, Michi zeigt es her, locker jemanden erschlagen kann. „Fast hat es mich erwischt“, versteht er die Welt nicht. Auf die Frage „Sag mir, warum du das getan hast“kam übrigens „kein Pieps“.
Ansonsten will der 40-Jährige aber weder klagen – noch sein „Zuhause“aufgeben. Auch nicht für eine Nacht in einem Obdachlosenquartier. Ein Bretteraufbau über dem Sand, Styroporplatten, die die Ratten abhalten (auch die suchen die Wärme), Folie, ausgebreitete Kartons und das Zelt drüber – das ist sein Reich. Decken und Schlafsack hat er (auch dank unserer Leser, die sich schon im Sommer hilfsbereit zeigten), nur die Gaskartuschen sind diese Woche ausgegangen – aber auch da gibt’s schon den ersten Nachschub. Danke.