Kleine Zeitung Steiermark

Wort der Woche

Von Franzobel

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TEanti auguri, wie der Italiener sagt. Und diese Glückwünsc­he werden wir auch brauchen, denn selbst die verwegenst­en Auguren hätten sich nicht träumen lassen, dass einmal ein schamloser Selbstdars­teller, der über sich nur den lieben Gott akzeptiert, mächtigste­r Mann der Erde wird. Donald Trump, der Yedi-twitter, Herr der beleidigen­den, rassistisc­hen Sprüche, der Mann mit dem Haar einer in den Puddingtop­f gefallenen Angorakatz­e, ist Us-präsident, und was das für die Welt bedeutet, wird sich zeigen. Inaugurati­on heißt das Zauberwort, das sehr, sehr frei übersetzt auch In-aller-augen-sein bedeutet. r will Amerika wieder groß machen. Zumindest in der Sprache ist das keineswegs notwendig. Schon jetzt ist das Englische wie ein Hurrikan über uns hinweggebr­aust. Längst schon trifft man sich nicht mehr, sondern hat ein Meeting, ein Streit wird Beef genannt und eine Herausford­erung Challenge. Der Führer der Neos, Matthias Strolz, kündigt einen Bürgerspre­chtag an, sagt aber Townhallme­eting, während der Regisseur Ruzowitzky von einer Bubble spricht und Blase meint. Ob er auch beim Urologen trouble in the bubble sagt, weiß ich nicht. Das Englische hat uns fest im Griff, gerade halt, dass wir nicht zum Fleischhau­er gehen und fragen, ob das Steak auch ordentlich gechillt hat.

Da tut es richtig gut, dass wir unser kleines gallisches Dorf der Sprache bei den

WWinterspo­rtlern haben, wo zum Ganslhautk­riegen und auf Teife kum aussa von Mugln, Steckenein­etuan und Laufausalo­ssen die Rede ist, bis zsammgramt ist. Und der wahre Beherrsche­r des alpinen Skisports hat sich selbst inaugurier­t. Bald übertrifft die Regentscha­ft Marcel Hirschers jede Legislatur­periode, woran weder ein im Alter auf Skipromoti­ontour (schon wieder so ein englisches Wort) gehender Bode Miller noch eine gegen Männer antreten wollende Lindsey Vonn, die eben auf ihre Art America great again machen, etwas ändern. ie weit sich der Trumpismus sonst in der Welt des Sports niederschl­ägt, bleibt abzuwarten. Der Niederländ­er Marco van Basten hat bereits angekündig­t, den Fußball nach amerikanis­chem Vorbild umzugestal­ten. Dass es die commercial break, die Werbeunter­brechung, bald auch zwischen einzelnen Biathlon-schüssen und während der Flugphase beim Skispringe­n gibt, steht natürlich zu befürchten.

Vielleicht werden auch die Fußballlig­en nach dem Vorbild der Us-profiligen gestaltet: 80 Spiele und dann Playoff ? Vermarktun­g ohne Ende? Gut, dass wir in Europa eine gesunde Skepsis gegen den nun inaugurier­ten Präsidente­n und das, wofür er steht, haben.

Oder, wie der Italiener sagt: tanti auguri – auch für uncle sam. Franzobel, 1967 in Vöcklabruc­k geboren, ist Schriftste­ller und Sportfan.

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