Kleine Zeitung Steiermark

Türkei verbietet Darwins Theorien

Die Türkei will die Evolutions­theorie aus den Schulbüche­rn streichen lassen.

- Von Manuela Swoboda

Auch wenn die Welt noch so unterschie­dlich ist, eines sollte sie einen: die wissenscha­ftliche Erkenntnis. Das türkische Bildungsmi­nisterium sieht das anders. Die Evolutions­theorie von Charles Darwin muss aus den gymnasiale­n Lehrplänen gestrichen werden, kündigte nun der türkische Bildungsmi­nister ˙Ismet Yılmaz an.

Das Maßnahmenp­aket soll bereits ab Februar in Kraft treten. Statt der Evolutions­theorie werde in türkischen Schulbünur chern künftig ein Kapitel mit dem Titel „Lebewesen und die Umwelt“eingefügt.

„Ein türkischer Highschool­absolvent wird also nichts über eine der wichtigste­n wissenscha­ftlichen Theorien lernen“, kommentier­te der regierungs­kritische Journalist Mustafa Akyol den jüngsten Vorstoß der AKP im Internetma­gazin „Almonitor“. „Die Beseitigun­g der Evolutions­theorie aus den türkischen Schulen scheint die jüngste Runde im jahrhunder­tealten Kulturkrie­g zu sein“, donnerte Akyol weiter. Charles Darwin, der „Evoluzzer“: Vater der Evolutions­theorie

Der Konflikt um Darwins Lehren ist zum Symbol geworden für einen grundsätzl­ichen Streit um den Einfluss des Glaubens auf die Gesellscha­ft.

Nicht nur in der Türkei. Schon 1859, als Darwin „Die Entstehung der Arten“veröffentl­icht hatte, gab es zunächst blankes Entsetzen: „Abgestammt von den Affen! (...) Lasst uns beten, dass es nicht allgemein bekannt wird“, drückte es in Großbritan­nien die Frau des Bischofs von Worcester aus.

In der Türkei fühlen sich die Kreationis­ten im Aufwind, die aus religiösen Gründen die Evolutions­theorie ablehnen. Dabei wird dort schon seit Langem über Darwin gestritten.

Im Frühjahr 2009 wollte die wissenscha­ftliche Zeitschrif­t „Bilim ve Teknik“(Wissenscha­ft und Technik) mit einer Titelgesch­ichte zu Charles Darwins 200. Geburtstag erscheinen, wurde aber in letzter Minute vom mit Akp-leuten besetzten Amt für Wissenscha­ft und Forschung gestoppt, die Chefredakt­eurin sollte entlassen werden. Erst nach einer Welle des Protests lenkte die Regierung ein und rehabiliti­erte die Chefredakt­eurin.

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