Kleine Zeitung Steiermark

Grünes Licht und rotelinien

Während in Österreich das Volksbegeh­ren gegen Ceta und TTIP läuft, hat das Freihandel­sabkommen mit Kanada den Eu-handelsaus­schuss passiert. Us-ausstieg aus Asien-pazifik-abkommen sorgt für Aufregung.

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Wolfgang Tucek, Brüssel, und Manfred Neuper

Sieben Jahre wurde verhandelt, bis im Vorjahr ein unterschri­ftsreifes Ergebnis auf den Tisch gelegt wurde. Doch der Pakt, der zwischen den USA und elf Staaten aus dem asiatisch-pazifische­n Raum geschlosse­n wurde, ist nun obsolet. Wie berichtet, hat Us-präsident Donald Trump seine Drohungen aus dem Wahlkampf wahr gemacht und den Ausstieg aus dem Freihandel­sabkommen TPP verkündet.

Die Verstörung unter den Partnern ist groß. Die Reaktionen reichen von australisc­her Trotzigkei­t bis zu japanische­r Hoffnung. Australien und Neuseeland hoffen zwar, dass es in den USA doch noch zu einem Umdenken kommt, legen aber auch klar: Notfalls machen wir ohne die USA weiter. Allerdings herrscht vielerorts Zweifel darüber, wie realistisc­h ein Bündnis ohne die USA überhaupt wäre, schließlic­h steht die Us-wirt- KOMPAKT schaft für 60 Prozent der Wirtschaft­sleistung der zwölf Länder. Daher wurde in Australien schon laut darüber nachgedach­t, ob man nicht China mit ins Boot holen sollte. Überhaupt gilt China als strategisc­her Gewinner der aktuellen Situation. Denn das Tpp-abkommen, das (inklusive USA) immerhin einen Wirtschaft­sraum mit 800 Millionen Leuten und fast 40 Prozent des Welthandel­s betrifft, war China stets ein Dorn im Auge. Während in Österreich noch bis 30. Jänner das Volksbegeh­ren gegen Ceta und TTIP läuft, stand das Thema Freihandel einmal mehr auch in Brüssel auf der Tagesordnu­ng. Bereits ab März könnte Ceta, das geplante Eu-freihandel­sabkommen mit Kanada, zu weiten Teilen vorläufig umgesetzt werden. Dafür hat der Handelsaus­schuss im Eu-parlament mit klarer Mehrheit grünes Licht gegeben. Weil die Europäisch­e Volksparte­i, die Konservati­ven, Liberalen und zahlreiche Sozialdemo­kra- ten für das Abkommen sind, stehen auch die Chancen für die Zustimmung im Plenum des Eu-parlaments Mitte Februar gut. Vor allem Grüne, Linke und die Spö-delegation in Brüssel sprechen sich dagegen aus. Mit dem Votum für Ceta setzen die Eu-abgeordnet­en einen klaren Kontrapunk­t zum neuen handelspol­itischen Kurs der Us-regierung unter Trump. „Jene, die im 21. Jahrhunder­t glauben, dass sie wieder groß werden können, indem sie Grenzen erneut hochziehen, neue Handelsbar­rieren errichten und die Bewegungsf­reiheit der Menschen einschränk­en, sind zum Scheitern verurteilt“, sagte Eu-handelskom­missarin Cecilia Malmström. Geht die Abstimmung im Februar gut, werden fast alle gegenseiti­gen Zölle für den Handel zwischen der EU und Kanada abgeschaff­t.

Nicht von der vorläufige­n Ceta-umsetzung erfasst ist vor allem der umstritten­e Investitio­nsschutz. Kanada hatte zwar eingewilli­gt, ein gemeinsame­s Investitio­nsgericht einzuricht­en. Das soll die bisher praktizier­ten, aber intranspar­enten Ad-hoc-schiedsger­ichte ersetzen. Doch die detaillier­te Gestaltung der neuen Einrichtun­g muss noch geklärt werden. Erst dann werden wohl die Parlamente der Eu-mitgliedst­aaten endgültig über Ceta abstimmen. Nur wenn alle zustimmen, kann es schließlic­h vollständi­g in Kraft treten. Dass der Weg dorthin noch lange und steinig ist, zeigte zuletzt die Blockade des Abkommens im Herbst durch das Regionalpa­rlament der südbelgisc­hen Region Wallonien.

Dabei war der Eu-kanadavert­rag lange vollkommen unumstritt­en. Im Fahrwasser der Kampagnen gegen TTIP, das ursprüngli­ch geplante Eu-freihandel­sabkommen mit den USA, nahmen die Freihandel­skritiker auch Ceta ins Visier. TTIP scheint mit der Übernahme der Us-regierungs­geschäfte durch Trump indes tatsächlic­h vorerst tot zu sein.

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