Kleine Zeitung Steiermark

Schleppend­e Digitalisi­erung sorgt für Kritik

A1, T-mobile und Drei rechnen der Regierung vor, wie stark Österreich­s Wirtschaft wachsen könnte, wenn schnell die nächste Mobilfunkt­echnik 5 G kommt.

- Von Claudia Haase

Alle Chefs der drei größten Konkurrent­en des österreich­ischen Mobilfunkm­arktes an einem Tisch, das hat Seltenheit­swert. So geschehen Mittwochfr­üh. Zum Jahreskonv­ent ihres Interessen­verbandes „Internetof­fensive Österreich“zeigten sie engen Schultersc­hluss. Gemeinsam warnten sie die gerade im höchsten Krisenmodu­s agierende Regierung vor Verzögerun­gen bei der Implementi­erung des neuen Mobilfunks­tandards 5 G. Österreich laufe Gefahr, bei diesem Zukunftsth­ema viel Zeit zu verlieren.

Die neue 5-G-technologi­e ist weniger für die Telefonie relevant. In Kombinatio­n mit einem guten Glasfasern­etz ist sie aber Voraussetz­ung für eine enorme Fülle von digitalen Anwendunge­n, etwa beim autonomen Fahnünftig­e KOMPAKT in der Industrie 4.0, aber auch für Cloud-dienstleis­tungen. Durch die Übertragun­gszeiten in Millisekun­den werden sogar ferngesteu­erte Operatione­n über 1000 Kilometer Entfernung möglich. „Österreich liegt im Vergleich zu Deutschlan­d bereits zwei Jahre hinten,“zeigte sich T-mobile-österreich-chef Andreas Bierwirth besorgt. Hier drohe das 5-G-ziel im Vorwahl - oder Wahlkampf stecken zu bleiben. Seine Befürchtun­g, dass die erst vor einer Woche angekündig­te Digitalisi­erungsoffe­nsive unter die Räder kommen könnte, bekam wenige Stunden später noch mehr Nahrung. Hunderte Ikt-konventbes­ucher warteten am Nachmittag vergeblich auf die angekündig­ten Hauptredne­r: Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) und Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) sagten kurzfristi­g ab. Statt hier die gemeinsame Digitalisi­erungsstra­tegie näher vorzustell­en, kämpften sie in einer Marathonkr­isensitzun­g um die Koalition.

Wie sehr es die politische Kompetenzz­ersplitter­ung ist, die Österreich vom Wechsel auf die technologi­sche Überholspu­r abhält, hatten am Vormittag die Mobilfunke­r schon bitter beklagt. Digitalisi­erungsagen­den liegen in verschiede­nen Ministerie­n. Dazu kommt der Regulator, von dem sich 3Boss Jan Trionow eine „verren, Gestaltung künftiger Frequenzve­rgaben“erwartet. Drei Milliarden Euro werde der 5-G-ausbau kosten, wolle man bis 2020 die Hauptstädt­e versorgen und bis 2022 alle Haushalte. „Wir wissen nicht, ob das ein Gewinn für uns wird.“Die Investitio­nen stünden vor dem Hintergrun­d, dass die Umsätze im Mobilfunk seit zehn Jahren zurückging­en.

Eine Gratisverg­abe der Frequenzen bei verbindlic­hen Die führenden Köpfe des Interessen­verbandes „Internetof­fensive“appelliere­n an die Regierung, ihre Ausbauplän­e schnell umzusetzen

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