Dieses Thema geht unter die Haut
Pelz ist wieder in Mode. Zwei Experten über Qualitätsansprüche und darüber, warum aufgeklärte Kunden gefordert sind. Plus: So erkennen Sie, ob der Pelz echt ist oder nicht.
Bei den Recherchen von „Vier Pfoten“waren selbst die Experten schockiert, dass für Hauben um 10 Euro und Handschuhe um 20 Euro echter Pelz als Zierde verarbeitet wurde.
Hintergrund ist die mehr als schwammige Kennzeichnungspflicht in der EU, die Irina Fronescu scharf kritisiert. „Kleidungsstücke, die nur einen kleinen Pelzbesatz haben – maximal gilt 20 Prozent tierische Bestandteile –, müssen mit folgendem Satz im Etikett gekennzeichnet werden: ,Enthält nicht textile Teile tierischen Ursprungs.‘ Es wird aber nicht darauf hingewiesen, ob es sich dabei um Pelz handelt oder um ein Material, das in die Haube verarbeitet wurde.“In der Schweiz ist man hier schon weiter, so die Fachfrau. „Hier steht am Etikett: ,Marderhund aus China, ge- SO ERKENNEN SIE, OB DER PELZ ECHT IST Ziehen Sie die Oberhaare des Pelzes etwas auseinander und schauen Sie, was darunter zum Vorschein kommt. Ist der Pelz lang bzw. ungeschnitten, ist bei Echtpelz manchmal eine Unterwolle zu erkennen. Diese besteht aus ganz feinen, dichten und flauschigen Haaren, welche die Tiere in der Natur ausgezeichnet wärmen. züchtet auf einer Pelzfarm.‘“Aber nicht nur in Sachen Kennzeichnung denkt man hier differenzierter. So wird zum Beispiel Besuchern des Schweizer „Hiltl Clubs“der Zutritt verwehrt, wenn sie Echtpelz tragen. Das Verbot wurde vor zwei Jahren von Klubbesitzer Rolf Hiltl aus Tierschutzgründen eingeführt. Das trifft auch die mittlerweile große Menge an Trendjägern, die sich auch im urbanen Winter in Parkas der Marke „Canada Goose“hüllen, die ursprünglich für Nordpolforscher entwickelt wurden. Auch wenn der Pelz laut Hersteller von zum Abschuss freigegebenen Kojoten stammt, kennt der Klub kein Pardon.
Einen anderen Pelztrend sieht Otmar Sladky: „Generell geht der Trend wieder zurück zu Naturmaterialien. Ein Trend, der auch von den Modeschulen ausgeht. Es steigen Nachfrage und Preis aus dem Bereich der Nahrungskette, wie Lamm, Schaf und Ziege.“In den Fokus rückt also die komplette Verarbeitung des Tieres.
Ein anderes Beispiel ist die Verarbeitung der Felle des heimischen Rotfuchses, der mangels natürlicher Feinde von den heimischen Jägern geschossen werden muss. Rund 70.000 Füchse werden so jährlich erlegt. Damit die Felle weiterverwendet werden, rief Sladky das „Red Fox Austria Projekt“vor acht Jahren ins Leben, wo ein Teil dieser Pelze weiterverarbeitet wird. Apropos Weiterverarbeitung: Auch das Wiedertragen von Omas Pelz liegt voll im Trend, wobei diese Art von Recycling für Fronescu einen schalen Nachgeschmack hat: „Das muss jeder für sich entscheiden. Ich finde es nur bedenklich, wenn diese Haltung den Pelz wieder salonfähig macht. Es steht ja nicht auf der Jacke drauf, dass man sie secondhand gekauft hat.“
Der Unterwolletest