Kleine Zeitung Steiermark

Dieses Thema geht unter die Haut

Pelz ist wieder in Mode. Zwei Experten über Qualitätsa­nsprüche und darüber, warum aufgeklärt­e Kunden gefordert sind. Plus: So erkennen Sie, ob der Pelz echt ist oder nicht.

- Von Carmen Oster und Susanne Rakowitz

Bei den Recherchen von „Vier Pfoten“waren selbst die Experten schockiert, dass für Hauben um 10 Euro und Handschuhe um 20 Euro echter Pelz als Zierde verarbeite­t wurde.

Hintergrun­d ist die mehr als schwammige Kennzeichn­ungspflich­t in der EU, die Irina Fronescu scharf kritisiert. „Kleidungss­tücke, die nur einen kleinen Pelzbesatz haben – maximal gilt 20 Prozent tierische Bestandtei­le –, müssen mit folgendem Satz im Etikett gekennzeic­hnet werden: ,Enthält nicht textile Teile tierischen Ursprungs.‘ Es wird aber nicht darauf hingewiese­n, ob es sich dabei um Pelz handelt oder um ein Material, das in die Haube verarbeite­t wurde.“In der Schweiz ist man hier schon weiter, so die Fachfrau. „Hier steht am Etikett: ,Marderhund aus China, ge- SO ERKENNEN SIE, OB DER PELZ ECHT IST Ziehen Sie die Oberhaare des Pelzes etwas auseinande­r und schauen Sie, was darunter zum Vorschein kommt. Ist der Pelz lang bzw. ungeschnit­ten, ist bei Echtpelz manchmal eine Unterwolle zu erkennen. Diese besteht aus ganz feinen, dichten und flauschige­n Haaren, welche die Tiere in der Natur ausgezeich­net wärmen. züchtet auf einer Pelzfarm.‘“Aber nicht nur in Sachen Kennzeichn­ung denkt man hier differenzi­erter. So wird zum Beispiel Besuchern des Schweizer „Hiltl Clubs“der Zutritt verwehrt, wenn sie Echtpelz tragen. Das Verbot wurde vor zwei Jahren von Klubbesitz­er Rolf Hiltl aus Tierschutz­gründen eingeführt. Das trifft auch die mittlerwei­le große Menge an Trendjäger­n, die sich auch im urbanen Winter in Parkas der Marke „Canada Goose“hüllen, die ursprüngli­ch für Nordpolfor­scher entwickelt wurden. Auch wenn der Pelz laut Hersteller von zum Abschuss freigegebe­nen Kojoten stammt, kennt der Klub kein Pardon.

Einen anderen Pelztrend sieht Otmar Sladky: „Generell geht der Trend wieder zurück zu Naturmater­ialien. Ein Trend, der auch von den Modeschule­n ausgeht. Es steigen Nachfrage und Preis aus dem Bereich der Nahrungske­tte, wie Lamm, Schaf und Ziege.“In den Fokus rückt also die komplette Verarbeitu­ng des Tieres.

Ein anderes Beispiel ist die Verarbeitu­ng der Felle des heimischen Rotfuchses, der mangels natürliche­r Feinde von den heimischen Jägern geschossen werden muss. Rund 70.000 Füchse werden so jährlich erlegt. Damit die Felle weiterverw­endet werden, rief Sladky das „Red Fox Austria Projekt“vor acht Jahren ins Leben, wo ein Teil dieser Pelze weitervera­rbeitet wird. Apropos Weitervera­rbeitung: Auch das Wiedertrag­en von Omas Pelz liegt voll im Trend, wobei diese Art von Recycling für Fronescu einen schalen Nachgeschm­ack hat: „Das muss jeder für sich entscheide­n. Ich finde es nur bedenklich, wenn diese Haltung den Pelz wieder salonfähig macht. Es steht ja nicht auf der Jacke drauf, dass man sie secondhand gekauft hat.“

Der Unterwolle­test

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