Wenn Hirscher zum Bremser mutiert
Marcel Hirscher fuhr in Schladming schon zum neunten Mal auf Platz zwei – was das mit fehlendem Mut zu tun hat.
Eigentlich ist ja fehlender Mut nicht gerade die Eigenschaft, die man Marcel Hirscher zuschreiben würde. Und kaum einer hätte ihn nach dem Nachtslalom in Schladming wegen fehlender Courage kritisiert. „Wenn ihr das schreiben würdet“, sagte er nach dem anstrengenden Abend im Schladming-congress auf einer Materialkiste aus Metall sitzend, „dann tät ich mir schon denken: Boa, ihr seid gemein.“Deswegen sagte er es selbst: „Aber es stimmt, es war fehlende Courage, es durchzuziehen. Die letzten 15 Tore, die Marcel Hirscher hält in dieser Saison bei neun zweiten Plätzen waren einfach bescheiden. Und sie haben mich den Sieg gekostet.“Und doch war Hirscher weit besser gelaunt als zuletzt, wenn ihm Kristoffersen wieder einmal die Butter vom Brot genommen hatte. Neun zweite Plätze in einer Saison – es gibt manche, die daran verzweifeln würden. Nicht aber der 27-Jährige: „Weil es für jeden zweiten Platz auch 80 Punkte gibt.“Und mit der von ihm an den Tag gelegten Konstanz – im Slalom ist der sechste Platz von Zagreb schon der gröbste „Ausreißer“nach unten – reicht das, um zwei Weltcup-slaloms vor Schluss 60 Punkte Vorsprung auf den fünffachen Saisonsieger Kristoffersen zu haben. Und nicht nur das: Auch im Gesamtweltcup stehen die Zeichen auf Nummer sechs – den sechsten Sieg in Folge. „Das“, sagt Hirscher, „ist aber genau die Krux. Wo du früher ein Killer warst, wirst du jetzt zum Bremser.“Zwar hat er nach dem fünften Sieg in Serie immer erklärt, dass alles, was noch kommen soll, ein „Kann“und kein „Muss“sei, aber: „Ich will ihn halt gewinnen, den Gesamtweltcup.“Nach Garmisch