Strategie gegen Chaos
Den Kampf der Präsidentenwitwe Jackie Kennedy um Nachruhm für sich und ihren Mann stellt Pablo Larraín in den Fokus seines Films.
Es entsprach absolut der Papierform, dass die Schauspielerin Natalie Portman, die für ihre beeindruckende Performance als Balletttänzerin in Darren Aronofskys „Black Swan“2011 einen Oscar zugesprochen bekam, nun neuerlich als „Beste Hauptdarstellerin“nominiert wurde.
In Pablo Larraíns (Originaldrehbuch: Noah Oppenheim) Film „Jackie“verkörpert sie die junge Witwe nach dem Attentat auf Us-präsident John F. Kennedy. Dieser Film ist keine herkömmliche Biografie, sondern er konzentriert sich auf das unmittelbare Geschehen rund um das Attentat in Dallas. Ende November 1963 empfängt Jackie Kennedy in Hyannis Port, dem Sommersitz der Familie Kennedy, einen Journalisten des „Life“-magazins (Billy Crudup), dem sie nicht ganz uneigennützig ihre Sicht der Dinge ausbreitet. Eine trauernde Witwe mit zwei kleinen Kindern, die mit allen Mitteln versucht, wieder Boden unter ihren Füßen zu gewinnen.
Wie soll Jackie handeln, damit der Nachruhm des Ermordeten sichergestellt wird, kein Schatten auf ihn und somit auch auf sie selbst fällt? Wie sie mit ihren Äußerungen den Journalisten steuert, ihn verführt, ein Heldenlied auf ihren toten Mann zu schreiben, das zeigt große darstellerische und inszenatorische Klasse.
Larraín baut geschickt historisches Material ein, unter anderem jene Cbs-sendung, in der Jackie im Februar 1962 durch das Weiße Haus führt. Als Präsidentengattin kennt sie das Handwerk des Setzens von Effekten. Sie weiß, wie lange sie die blutbespritzte Chanel-jacke zu tragen hat, um den Eindruck einer schwer getroffenen jungen Witwe zu verstärken.
Der Film pendelt zwischen privatem Schicksal und staatspolitischen Interessen. Etwa um die Ausrichtung des Staatsbegräbnisses. Nicht ganz kitschfreies großes Kino.
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