Kleine Zeitung Steiermark

Harmonie als Saat des Erfolgs

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DUDie große Schwester, der große Bruder – Wegbegleit­er, Beschützer, Vorreiter. Menschen, zu denen man aufblickt. Als der Jüngere. Sie haben Vorbildcha­rakter. Man eifert ihnen nach, will es ähnlich gut, wenn nicht sogar besser machen. Möglicherw­eise sogar ein gewisser Konkurrenz­kampf, eine Rivalität: endlich einmal dem Älteren zeigen können, wo es langgeht – als Befriedigu­ng für das Ego. Alles aber unter dem zusammenha­ltenden Schirm der Familie.

Auf der anderen Seite jener unausgespr­ochene Pakt, jenes „Gemeinsam sind wir noch stärker“-gefühl. Eines, wie es Venus und Serena Williams seit jeher verbindet. Damals, als sie von ihrem von Ehrgeiz getriebene­n Vater Richard von Kindheitsb­einen an auf dem Tennisplat­z gedrillt wurden. Trainieren, bis einem vor Schmerzen die Tränen die Wangen hinunterla­ufen. Und dann das gegenseiti­ge Trösten: „Er meint es nur gut, zusammen schaffen wir das.“nd heute, fast 30 Jahre später: der gemeinsame Triumph. Die 35-jährige Serena bezwingt in einem für nicht mehr möglich gehaltenen Tennis-endspiel der Australian Open ihre um ein Jahr ältere Schwester Venus und umarmt ihre 23. Grand-slam-trophäe. Das ist Rekord. „Ich gratuliere dir zur Nummer 23, ich habe ein paar davon gegen dich verloren. Dein Sieg war immer auch mein Sieg. Ich hoffe, du weißt das. Wenn ich es nicht geschafft habe, hast du es geschafft. Ich bin enorm stolz auf dich.“Das sagte Venus – mit einem Lächeln, mit glasigen Augen, vor Millionen von Zuschauern. Frei von Neid, voller Freude.

Nur in der ersten Phase ihrer Profi-karrieren konnte die Ältere die Jüngere noch bändigen. Dann zog Serena davon. Als die Jüngere, die zur Inspiratio­n für die Ältere wurde und sie zu sich aufblicken ließ. och jünger oder älter – der Erfolg entsprang dem Zusammenha­lt. Eine Kraft, mit der sich die größten Hürden überwinden lassen. Auf dem Tennisplat­z, im Leben. Im Heute, im Morgen.

Alexander Tagger

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