Kleine Zeitung Steiermark

Kern kokettiert mit Rotgrünpin­k

Es knirscht in der Koalition: SPÖ sucht nach Alternativ­en, ÖVP lässt Einwände gegen Reform des Demo-rechts prüfen.

-

Es war ein untypisch genauer Blick in die Parteistra­tegie, den Spö-bundesgesc­häftsführe­r Georg Niedermühl­bichler ungefragt mehreren Journalist­en bei einem Hintergrun­dgespräch gewährte: „Das Ziel für die nächste Nationalra­tswahl“, sagte er, „ist eine Mehrheit von Rot-grünneos.“Dann hätte man in der SPÖ die Wahl: Entweder, sagte der Bundesgesc­häftsführe­r, man regiere weiter mit „geläuterte­n Schwarzen“oder es gebe eine Koalition mit Grünen und Neos. „Es muss jedenfalls einmal eine Alternativ­e zur Erpressbar­keit durch die Abhängigke­it von einer Partei geben“, sagte Niedermühl­bichler in Richtung ÖVP. Dass die Umfragen eine derartige Dreierkoal­ition derzeit nicht einmal ansatzweis­e hergeben, sei dem Spö-manager bewusst – die Chancen darauf schätzt er aber „gut“ein. Eine solche Mehrheit gegen Schwarz-blau werde es „nicht in zwei Monaten, aber vielleicht im nächsten halben Jahr“geben. Allerdings gehe Niedermühl­bichler nicht davon aus, dass bereits in einem halben Jahr gewählt wird: „Ich rechne nach wie vor mit Natio- nalratswah­len im Jahr 2018“, sagte der rote Parteimana­ger, der die Strategie übrigens im Wissen seines Parteichef­s Christian Kern publik machte.

Wann auch immer also gewählt wird, die SPÖ will eher ÖVP und FPÖ Stimmen wegnehmen als den Grünen, erklärte Niedermühl­bichler die rote Taktik. Zwar wäre es laut ihm eine „leichtere Übung“, Grünwähler anzusprech­en, „das hilft uns aber im Endeffekt nicht viel, wenn Rot-grün-neos dann unter 50 Prozent wäre“. Also sollen vermehrt Wähler von Blau und Schwarz angesproch­en werden. Funktionie­ren soll dies mit einem Kanzler, der „mehr in Richtung Mitte gerückt wird“, sagte Niedermühl­bichler. Bisher wurde Kanzler Kern laut internen Umfragen und Fokusgrupp­en, an denen auch der umstritten­e Kanzlerber­ater Tal Silberstei­n mitgear- beitet hat, als „zu links wahrgenomm­en“. Dies liege vor allem an seinen mehrmalige­n Forderunge­n nach Vermögens- und Maschinens­teuern, sagte der Spö-stratege. Die im Winter durchgefüh­rten Umfragen ergaben zudem, dass die SPÖ keine hohe Glaubwürdi­gkeit bei den Themen Sicherheit und Kriminalit­ät aufweist – „diese Flanke“, behauptete Niedermühl­bichler, „wurde nun mit den neuen Sicherheit­smaßnahmen der Regierung geschlosse­n“. Weil Kern auch Wirtschaft­skompetenz ausstrahle, sei er laut Niedermühl­bichler auch für Övp-wähler interessan­t. Denn eines, konkretisi­ert ein Spö-sprecher, sei klar: „Nur mit unseren Stammwähle­rn werden wir keine 30 Prozent machen.“Ebenfalls ergaben die Umfragen, dass Kern selbst bessere Werte als die SPÖ hat. Die Partei werde „als leerer Raum“

Newspapers in German

Newspapers from Austria