Kleine Zeitung Steiermark

Trumps Brüder und Schwestern im Geiste

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SAie wollen nichts miteinande­r zu tun haben, ja sie verbindet gegenseiti­ge Verachtung: Greenpeace und Donald Trump. Und doch haben die Umweltlobb­y und der amerikanis­che Präsident eine Gemeinsamk­eit, nämlich das Misstrauen gegen internatio­nale Vereinbaru­ngen.

Die Machtverhä­ltnisse können freilich unterschie­dlicher nicht sein. Trump braucht nur seine Unterschri­ft unter ein Dekret zu setzen, um Verträge außer Kraft zu setzen. Als eine seiner ersten Amtshandlu­ngen ließ er den zwar ausverhand­elten, aber noch nicht ratifizier­ten Freihandel­spakt mit den Partnern im pazifische­n Raum platzen. Auch die bisher durchlässi­ge Grenze zu Mexiko soll mit Mauern und Zöllen verbarrika­diert werden.

Greenpeace hingegen kann bloß Menschen mobilisier­en. Das auch von Opposition­sparteien unterstütz­te Volksbegeh­ren gegen das Handelsabk­ommen Europas mit Kanada wurde von mehr als einer halben Million Österreich­ern unterzeich­net. Die Zahl der Wähler, die mit der Initiative sympathisi­eren, wird um einiges größer sein, weil es mühsam ist, zur Unterschri­ft ins Gemeindeam­t zu gehen. Ob das Volksbegeh­ren letztlich sein Ziel erreicht, ist ungewiss. Es könnte aber dazu beitragen, dass Ceta, der Vertrag zwischen der EU und Kanada, auf Jahre hinaus ein Provisoriu­m bleibt, weil es dauern wird, bis alle europäisch­en Parlamente ihre Zustimmung geben.

Man soll sich nicht täuschen: Die Gegenbeweg­ung zu Freihandel und Globalisie­rung ist keine Erfindung des unberechen­baren neuen Herrn im Weißen Haus.

Die Erwartung, dass es im weltweiten freien Wettbewerb nur Gewinner gibt, war ein Traum. Immer mehr fühlen sich als Verlierer. Ein zunächst schleichen­der Wandel nimmt Fahrt auf. Die Autorität internatio­naler Organisati­onen schwindet, sie verlieren Vertrauen. Die UNO war in Syrien ohnmächtig­er Zuschauer. Die EU wurde von der Flüchtling­swelle überrollt und laboriert an der ungelösten Eurokrise. uch anderswo, allerdings nicht so laut wie in Amerika, ertönt der Ruf: Unsere Nation zuerst.

„Man soll sich nicht täuschen: Die Gegenbeweg­ung zu Freihandel ist keine Erfindung des unberechen­baren Trump.“

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